Handy ja oder nein?

Handynutzung bei Kindern und Jugendlichen

„Mama, ich brauche ein Handy.“ Diese Forderung, mit der Eltern vor 20 Jahren noch frühestens konfrontiert wurden, als ihre Kinder 16 Jahre alt geworden sind, bringt die Eltern der heutigen Generation immer öfter in die Bredouille. Abzuwägen sind nun die Vor- und auch Nachteile der Handynutzung, das „richtige“ Alter sowie etwaige Auflagen, die damit verbunden sein könnten. Einige grundlegende Fragen sollen in diesem Beitrag behandelt werden – Patentrezepte wird es allerdings nicht geben.

08.09.2015

Von PR

Wird ein Kind zehn Jahre alt, steigt die Handynutzung rasant an.

Wird ein Kind zehn Jahre alt, steigt die Handynutzung rasant an.

Offensichtlich scheint die Frage nach dem Handy ab dem Alter von zehn Jahren erstmals brisant zu werden. Das zeigt diese Grafik, denn ab dem zehnten Lebensjahr schnellt der Prozentsatz sichtlich nach oben: Nutzten in der Gruppe der Acht- bid Neunjährigen nur 25 Prozent das Smartphone, waren es bei den Zehn- bis Elfjährigen bereits 57 Prozent. „Smartphone und Internet gehören für Kinder zum Alltag“, subsumiert bitkom.org die Ergebnisse der Studie „Kinder und Jugend 3.0“. Wer einen Blick auf die genaue Auswertung wirft, kann folgendes herauslesen:

- Zehnjährige verbringen täglich rund 22 Minuten online.

- Zwölfjährige besitzen in der Regel ein eigenes Smartphone.

Wer sich an der Statistik orientieren möchte, gibt also irgendwann im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren dem Betteln des Kindes nach und verkündet: „Ja, du bekommst ein Smartphone“. Den Jubeltaumel sollten Eltern an dieser Stelle nutzen, um entsprechende Spielregeln zu formulieren, die für die Nutzung gelten können. Einige Vorschläge dazu könnten sein:

Wer zum Eingewöhnen auf einen Handy-Klassiker setzt, wird schnell auf erneutes Bitten stoßen. Wer indes erst im Alter von 12 Jahren nachgibt, kann dem Nachwuchs durchaus zutrauen, ein Smartphone zu bedienen. Der Unterschied liegt u.a. in den Gefahren, die das Internet bietet. Tipp: Kindgerechte Surfmodi können Surfanfängern helfen.

Sinnvoll ist es in jedem Fall, Internetzeit bzw. die Nutzungszeit des Handys generell zu limitieren, denn sonst wird das Smartphone schnell wichtiger, als in der realen Welt Freunde zu treffen. Ob dabei die Vertrauensvariante gewählt wird, das Handy mit einer Internetsperre ausgestattet wird oder es regelmäßig in einer „Erwachsenen-Schublade“ verschwindet, muss letztlich jedes Elternteil selbst entscheiden.

- Grundregeln verhindern, dass es Ärger gibt. Das heißt in punkto Handynutzung: Eltern müssen im Vorfeld klare Regeln aufstellen, wann das Handy genutzt werden darf und wann es absolut tabu ist. Zu diskutieren ist insbesondere die Nutzung im Auto, bei Familienfeiern, bei gemeinsamen Ausflügen und beim Essen. Experten empfehlen die Ausweisung dieser Zeiträume als „Handy-Tabuzone“. Ein generelles Verbot, das Handy mit zur Schule zu nehmen, ist indes nicht sinnvoll, denn kommt das Kind unplanmäßig später nach Hause, kann es sich nicht melden.

- Wichtig ist, kindgerecht auf den Schutz persönlicher Daten hinzuweisen. Informationsbroschüren und auch -veranstaltungen von Jugendämtern können hier hilfreiche Tipps bieten. Darüber hinaus müssen persönliche Daten mittels Passwörtern geschützt werden. Wichtig ist es dem Nachwuchs zu erklären, niemals persönliche Daten preiszugeben – auch wenn der App-Anbieter sich dies so wünscht. Ein weiteres, ungeschriebenes Gesetz in diesem Zusammenhang lautet ohnehin: Eltern und Kinder sollten Apps stets gemeinsam installieren – und: die Wahl sollte auf kindgerechte mobile Applikationen fallen.

Eine reduzierte Funktionsauswahl kann helfen, den Einstieg in die Smartphone-Nutzung zu erleichtern – und die Reizüberflutung zu minimieren.

Eine reduzierte Funktionsauswahl kann helfen, den Einstieg in die Smartphone-Nutzung zu erleichtern – und die Reizüberflutung zu minimieren.

- Bekommt das Kind ein Handy, müssen die Eltern die Kostenfrage klären – und diese ist in der Regel abhängig vom Vertrag. Waren einst noch Prepaid-Karten die beste Wahl für den Nachwuchs, werden heute sogenannte Allnet-Flat-Tarife empfohlen, die die höchstmögliche Kostenkontrolle ermöglichen bzw. vor unerwartet hohen Rechnungen schützen. Gemeinsam mit dem Kind können solche Verträge im Internet verglichen werden, hierzu gibt es Portale wie sparhandy.de. Das ermöglicht nicht nur einen Überblick über verschiedene Tarife, sondern sensibilisiert das Kind für etwaige Verträge.

- Unabhängig von der Vertragsart, gibt es immer noch den Unsicherheitsfaktor „versteckte Kosten“. An dieser Stelle müssen Eltern Aufklärungsarbeit leisten und darüber informieren, dass Klingentöne, Apps und Spiele zusätzliche Kosten verursachen.

- Ob es pädagogisch wertvoll ist, dem Nachwuchs für die Tarifkosten das Taschengeld zu kürzen, darüber scheiden sich die Geister, der Mittelweg vieler Eltern jedoch lautet: Die Handyrechnung wird geteilt. Die Kosten, die das Kind trägt, kann es durch die Übernahme kleiner Aufgaben im Haushalt refinanzieren.

- Ein Smartphone umgibt ein elektromagnetisches Feld. Das ist unbestritten. Wie schädlich dieses ist, würde an dieser Stelle zu weit führen, dennoch ist es wichtig, das Kind darauf hinzuweisen, dass das Smartphone im Rucksack verstaut wird – und nicht etwa in der Hosentasche. Zudem empfiehlt sich der regelmäßige Wechsel in den Flugmodus.

Die Technik kann auch Sicherheit bieten

Verpasst das Kind den Bus nach Schule, genügt eine Nachricht oder ein Anruf – und die Eltern müssen sich nicht sorgen. Auch ein kurzer Anruf nach dem Sporttraining kann beiden Seiten nützen, denn während Mama oder Papa schnell noch zum Einkaufen huschen kann, anstatt zu warten, bis das Training zu Ende ist, ist es natürlich für den Nachwuchs auch viel entspannter, Taxi Mama anzurufen, als die ganze Zeit unter ihrer Beobachtung zu stehen.

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Erstellt:
08.09.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 08.09.2015, 12:00 Uhr

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