Handwerkskammer sieht keinen Grund für Schwarzmalerei

Sommer-Vollversammlung Der Konjunktur-Rückgang sei moderat. Immer mehr Flüchtlinge schließen einen Ausbildungsvertrag ab.

18.07.2019

Von Thomas de Marco

Auch wenn die Konjunktur-Pessimisten derzeit Konjunktur haben: Einen größeren Einbruch oder gar eine Krise sieht Harald Herrmann, der Präsident der Handwerkskammer, in den nächsten beiden Jahren nicht kommen. „Es steht ein moderater, erträglicher Rückgang von einem sehr hohen Niveau an und damit eine Normalisierung“, sagte Herrmann bei der Sommer-Vollversammlung der Kammer. Er warnt deshalb vor Schwarzmalerei.

2018 sei für das Handwerk mit bundesweit fast 5 Prozent Umsatzwachstum eines der besten Konjunkturjahre innerhalb der letzten 20 Jahre gewesen – der Kammerbezirk Reutlingen liege sogar noch knapp drüber.

Im vergangenen Jahr wurden im Kammerbezirk 1996 Ausbildungsbetriebe abgeschlossen – ein Rückgang von 2 Prozent. Und dann waren auch 189 Abbrüche zu verzeichnen. „Das sind unverhältnismäßig viele. Vielleicht, weil es zu viele Optionen gibt“, sagte Herrmann. Hauptgeschäftsführer Joachim Eisert betonte, dass diese Quote von 12 Prozent vor allem im ersten Lehrjahr zu Buche schlage. „Allerdings gehen 16 Prozent ohne Abschluss von den Hochschulen. Beim Handwerk machen dagegen 90 Prozent eine Ausbildung zu Ende“, erklärte er.

Ein anderer Vergleich stimmt Eisert allerdings sehr bedenklich: „Im Wintersemester haben in Baden-Württemberg 361 627 junge Leute studiert. Die Gesamtzahl der Auszubildenden in ganz Deutschland betrug im Vergleich rund 365 000.“

Gestiegen ist im Kammerbezirk Reutlingen noch einmal der Anteil von Flüchtlingen in Ausbildung: Zum Jahresende waren 253 von ihnen bei Betrieben angestellt, das sind 6,8 Prozent aller Auszubildenden. Im Jahr davor betrug die Quote noch 5,4 Prozent. „Das sind überwiegend hochmotivierte Leute“, sagt Herrmann. Größtes Probleme sei weiterhin die Sprache.

Eine der großen Baustellen im Handwerk bleibt der Fachkräftemangel. Das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz sei zu begrüßen, sagt Eisert. Es habe aber noch den Nachteil, dass die Suche nach einem Ausbildungsplatz unverändert an einen Schulabschluss geknüpft sei. Zwar müsse der nicht mehr dem einer deutschen Fachhochschulreife entsprechen, aber immerhin noch dem des Herkunftslandes. „Wir arbeiten darauf hin, dass ein Realschulabschluss genügt“, sagte Eisert. Allerdings begrüße das Handwerk sehr , dass von den Einwanderern gute Deutschkenntnisse verlangt würden.

Tübinger Bildungsakademie wird 7 Prozent teurer

Gut voran geht es mit der Tübinger Bildungsakademie der Handwerkskammer– wenngleich der Zeitplan nicht ganz eingehalten werden kann: Das neue Internat sowie der Anbau an das bisherige Gebäude werden erst Anfang November und nicht schon im Sommer eröffnet. Der Anbau ist am Dienstag abgenommen werden, das Internat wird am Freitag begutachtet. Die Kantine geht bereits am 26. August in Betrieb, wenn das neue Schuljahr beginnt. Die Kosten steigen gegenüber dem Planansatz um 7 Prozent auf rund 14,8 Millionen Euro, sagt Kammerpräsident Harald Herrmann. „Bei der guten Baukonjunktur können wir über diese geringe Steigerung froh sein.“ Sind die Neubauten fertig, wird das bisherige Gebäude bis 2020 saniert. „Wir machen das bei laufendem Betrieb“, sagt Herrmann. Die Bildungsakademie werde ein zeitgemäßes, innovatives Schulungszentrum. Derzeit werden dort rund 4300 Auszubildende überbetrieblich in 15 Handwerksberufen geschult. Dazu kommen weit über 1000 Teilnehmer, die dort Fortbildungslehrgänge wie Meistervorbereitung machen.

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Erstellt:
18.07.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 18.07.2019, 01:00 Uhr

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