Formel 1: Mercedes-Pilot siegt in Hockenheim und baut die WM-Führung aus

Hamiltons Spazierfahrt

Die Siegesfahrt des Lewis Hamilton beim Großen Preis von Deutschland glich einer Spazierfahrt. Die deutschen Piloten erlebten Enttäuschungen.

01.08.2016

Von THOMAS GRUBER

Mit Victory-Zeichen durchs Ziel: Lewis Hamilton ließ sich gestern gebührlich feiern. Foto: afp

Mit Victory-Zeichen durchs Ziel: Lewis Hamilton ließ sich gestern gebührlich feiern. Foto: afp

Hockenheim. Artig klopfte Lewis Hamilton dreimal auf den Mercedes-Stern an der Seitenwand seines Formel-1-Boliden. Der derzeit schnellste Fahrer im Zeichen des Silberpfeils wusste genau, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Ich hatte einen phantastischen Motor.“ Leicht verteilte er ein Kompliment nach dem anderen an die gesamte Mercedes-Mannschaft, die ihm den Sieg beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim möglich gemacht hatte. So etwas kommt bei der Führungsriege um Dieter Zetsche, dem Vostandsvorsitzenden der Daimler AG, natürlich gut an.

Der extrovertierte Brite ließ sich nach seinem 49. Grand-Prix-Erfolg feiern, sein Grinsen war noch breiter als sonst. „Ich habe überhaupt keinen Fehler gemacht“, meinte er und verpasste damit seinem Team-Rivalen Nico Rosberg noch einen Extra-Kick in den ohnehin schon versohlten Hintern. Der gebürtige Wiesbadener hatte eines seiner schwächsten Rennen gezeigt. Vor dem Start hatte er noch Mützen ins Publikum geworfen und sich für die Pole-Position feiern lassen. Dort hatte er es sich jedoch dann zu gemütlich eingerichtet. Fatal wirkte sich Nicos Schlafmützigkeit beim Start allemal aus. Hamilton, der Niederländer Max Verstappen und dessen Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo zogen problemlos an Rosberg vorbei.

Der Mercedes-Fahrer wollte dann wenigstens noch einen Podestplatz ergattern. „Push hard now, push hard now“, bekam er über den Boxenfunk mitgeteilt, als er nach seinem zweiten Stopp dicht am Drittplatzierten Verstappen dran war. Dieser Aufforderung kam Rosberg zu deutlich nach und drückte den Niederländer von der Piste, der geschickt einen Unfall verhindern konnte. Prompt erhielt der Silberpfeil-Pilot eine Fünf-Sekunden-Strafe, die er beim nächsten Stopp absitzen musste. Da es just in diesem Moment „Probleme mit der Stoppuhr“ gab, wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einräumte, dauerte die Standzeit noch länger. „Wie peinlich ist das denn?“, mag sich der Formel-1-Fan berechtigterweise fragen, in Zeiten, in denen jede mittelprächtige Eieruhr auf die Zehntelsekunde genau geht.

So blieb Rosberg hinter dem erstaunlich starken Red-Bull-Duo Ricciardo, der seinen 100. Grand Prix fuhr, und Verstappen nur der vierte Platz. Sein Rückstand auf Hamilton ist vor der vierwöchigen Sommerpause auf stramme 19 Zähler angeschwollen. Vor dem nächsten Rennen im belgischen Spa hat der Wiesbadener nun Zeit, sich Gedanken zu machen, wie er seinen dominanten Team-Gegner noch abfangen will.

„Es hat nicht viel geklappt“, räumte Rosberg kleinlaut ein. Mit einem: „Es war ein echt harter Tag“, verabschiedete er sich vom Hockenheimring, von dem er sich so viel erhofft hatte. Immerhin kamen gestern ?57 000 Zuschauer, die eine ordentliche Kulisse bildeten, viele davon waren allerdings enttäuscht vom Abschneiden der deutschen Fahrer. Sebastian Vettel (siehe Extra-Artikel) blieb blass, Nico Hülkenberg (Emmerich) wurde im Force India Siebter und Pascal Wehrlein (Worndorf) kam im hoffnungslos unterlegenen Manor auf Platz 17. Immerhin gelang dem Schwaben bei seinem ersten Heimrennen kurz vor Renn-Ende ein schönes Überholmanöver gegen den schwedischen Sauber-Piloten Marcus Ericsson.