Fußball

Halbgott in Türkisgrün

16.01.2018

Von DOROTHEE TOREBKO

Der französische Schiedsrichter Tony Chapron während des Spiels von Nantes gegen Paris Saint-Germain. Foto: afp/Amien Meyer

Der französische Schiedsrichter Tony Chapron während des Spiels von Nantes gegen Paris Saint-Germain. Foto: afp/Amien Meyer

Nantes. Er rempelte, er kickte den Fuß eines Spielers weg, und er zeigte Gelb-Rot. Richtig gelesen: Er zeigte. Denn die Rede ist nicht von einem Fußballer, sondern einem Schiedsrichter. Beim Spiel der französischen Liga zwischen dem FC Nantes und Paris Saint-Germain kreuzten sich die Wege von Schiedsrichter Tony Chapron und Nantes-Profi Diego Carlos. Chapron strauchelte und plumpste zu Boden. Im Fallen trat er noch gegen den Fuß des Fußballers. Wenn ich schon am Boden liege, mag er gedacht haben, dann der andere doch bitte auch. Das war Chapron nicht genug: Er griff in seine Brusttasche und zückte Gelb-Rot. Für Carlos. Schließlich ist er das Gesetz. Und das steht ja bekanntlich über allem.

Nun stellt sich hier die Frage: Warum tat der Schiedsrichter das? Möglich ist, dass Chapron eifersüchtig war, weil er am liebsten selbst mitspielen wollte. Vielleicht mag er einfach nur das Geräusch, das vom Klatschen des Schuhleders aufs Schienbein ausgelöst wird.

Noch absurder wurde das Ganze, weil der Übeltäter sich nicht selbst bestrafte, sondern einen anderen für sein Foul verantwortlich machte. Auf der anderen Seite: Hätte Chapron sich selbst vom Platz stellen müssen? Und wenn ja, wie wäre das Spiel dann weitergegangen? Das mag man sich lieber nicht vorstellen. Eindeutig zeigt der Fall aber: Selbst das Gesetz ist fehlbar. Sofern es über sich selbst entscheiden muss.

Dorothee Torebko