Tübingen

Halbdemokratisch

Die Tübinger Stadtverwaltung bat 5000 Einwohner um ihre Meinung zum Au-Brunnen als Standort für ein Gewerbegebiet. Dass 10 Hektar ausgewiesen werden, hatte der Gemeinderat zuvor beschlossen. Die Mehrheit der Befragten ist für den Erhalt des Wasserschutzgebiets Au-Brunnen. Oberbürgermeister Boris Palmer schlägt nun den Schelmen als Gewerbegebiet vor (Bericht und „Übrigens“, 24. November).

30.11.2017

Von Daniel Weitbrecht, Tübingen

5000 Bürgerinnen und Bürger aus Tübingen durften entscheiden, ob das Gebiet um den Au-Brunnen oder das am Schelmen mit einem Gewerbegebiet zugebaut werden soll. Christoph Joachim (AL/Grüne) nannte das zu Recht eine Wahl „zwischen Pest und Cholera“. Die Befragten konnten nicht auswählen, ob sie beides ablehnen. Mir kommt das so vor, als ob es Neuwahlen gibt und die geschäftsführende Bundesregierung nur Union und SPD auf den Wahlzettel schreibt. Eine solche Verengung empfinde ich als nur halbdemokratisch. Gut ist, dass jetzt eine Au-Bebauung aller Wahrscheinlichkeit nach verhindert worden ist. Doch was ist mit einer Nachverdichtung der Gewerbegebiete?

Oft sind kleine, niedrige Hallen auf große Grundstücke gebaut. Der BUND hatte zweimal mit dem Rad Flächen des geplanten Flächennutzungsplans abgefahren und sich diese aus eigener Anschauung vor Augen geführt. Oft wurden – meist in Wohngebieten – große Garagenanlagen gebaut, die wertvollen Bauplatz blockieren. Häuser mit einer größeren Tiefgarage wären da die ökologischere Alternative. Insbesondere um Bauten auf wertvollem Ackerland und in Naturgebiete unnötig zu machen. Wovon sollen sich eines Tages 10 Milliarden Menschen ernähren? Am „Saturn“ gibt es meist ungenutzte Parkplätze auf dem Dach und im Untergeschoss, während wertvolle Baufläche mit ebenerdigen Parkplätzen unnötig verschwendet wird.