Lebensmittel
Hybrid-Hack: Halb Fleisch, halb Gemüse
Rewe ist der erste Händler in Deutschland, der Hybrid-Hackfleisch verkauft. Warum, wieviel kostet das und ist es gesund?
Nach dem ersten folgte Ende Juli der zweite Händler mit einer ähnlichen Ankündigung. Ab sofort bietet Netto Marken-Discount unter dem Namen „Less Meat“, wenig Fleisch, Rinderhackfleisch mit 34 Prozent Gemüseanteil an. Es ist bundesweit in allen 4260 Netto-Filialen erhältlich, die 400-Gramm-Schale kostet bei dem Edeka-Discounter 2,99 Euro.
„Knackerli“ in der Schweiz
Doch was ist drin, wenn nur noch die Hälfte des Fleisches wirklich Fleisch ist? „ Die in den Fleischprodukten verarbeitete Gemüsezubereitung enthält Paprika, Möhren, Zwiebeln, Tomaten, Erbsenmehl, Kräuter und natürliche Gewürze, jedoch keine Geschmacksverstärker“, sagt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath. Entwickelt wurde der Mix beim Rewe-Ableger Wilhelm Brandenburg.
In der Schweiz gibt es Hybrid-Produkte schon ein wenig länger. Das Sortiment von „The Mix“ der Supermarktkette Migros umfasst laut Händlerangaben Burger, Grillwürste, Nuggets, Gehacktes, Hackballs und das hybride Würstchen „Knackerli“. Der Fleischanteil ist um mindestens 40 Prozent reduziert und durch pflanzliche Bestandteile wie Karotten, Tomaten, Champignons oder Erbsenprotein ersetzt, so der Händler.
Die Idee hinter den Neuentwicklungen ist für den Experten klar. „Es geht darum, weniger Fleisch zu konsumieren und die Kunden heranzuführen an eine andere Ernährung oder ein anderes Konsumverhalten.“ Natürlich könne man auch einfach so weniger Fleisch essen, aber es sei praktisch, dass in einem Produkt wie Hackfleisch, das man sonst auch gerne kaufe, noch Gemüse mit drin ist. Er stellt einen Vergleich mit dem Thema Impfen an.
Eigentlich könnte ja inzwischen auch jeder Erwachsene zum Impfen gehen. Das passiere aber nicht. „Darum kommt das Impfen zu den Menschen sogar an die Supermärkte“, sagt er. Das Gemüse komme einfach direkt in die Fleischpackung. Ein gutes Hybrid-Produkt zu entwickeln, sei nicht allzu schwierig, meint der Experte. Man müsse Dinge beachten, die sonst auch gelten wie zum Beispiel, dass es gleiche Verarbeitungseigenschaften aufweise oder mikrobiologisch sauber und stabil ist. In Frikadellen mische man ja auch Brot, Ei und Gewürze mit dem Hackfleisch. „Wenn man allerdings nicht nur Gemüse, sondern zum Beispiel ein Pflanzenprotein nutzen will und auch noch will, dass Mundgefühl und Biss dem des Fleisches sehr ähnlich sind, wird es aufwändiger“, sagt Terjung.Nach den Kundenreaktionen gefragt, erinnert der Pressesprecher an die kurze Spanne, die das Produkt erst im Kühlregal zu finden sein. Aber: „Mit der Verkaufsentwicklung sind wir aktuell zufrieden. Mit zunehmender bundesweiten Präsenz in den Märkten und begleitender Bewerbung rechnen wir auch mit wachsender Wahrnehmung und Kaufbereitschaft bei den Kunden.“ Für weitergehende Beurteilungen sei es noch zu früh.