Polizei, Feuerwehr, THW und DRK im Dauereinsatz

Hagelsturm bringt Überschwemmungen, Stromausfälle, volle Keller, zerstörte Fenster, demolierte

Ein schweres Unwetter mit Blitz, Hagel und heftigen Sturmböen ist am späten Sonntagnachmittag über den Kreis Tübingen hinweggezogen. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, THW und DRK waren im Dauereinsatz. Allein zwischen 17 und 18.30 Uhr registrierte die Polizei mehr als 200 Notrufe.

28.07.2013

Von Volker Rekittke

Dafür gab es Vollgelaufene Keller, Stromausfälle, Überschwemmungen und Bäume auf der Straße, dazu massenhaft vom Hagel zerschossene Fenster und Rollläden sowie zerstörte Autos, so meldeten Betroffene und Helfer in den Kreisen Tübingen und Reutlingen.

"Bei uns herrscht Ausnahmezustand", sagte Kreisbrandmeister Karl Hermann am frühen Sonntagabend. Bis dahin waren so gut wie alle Feuerwehren im Kreis Tübingen bei mehr als 200 Einsätzen unterwegs.

Das Unwetter kam so schnell wie heftig. Menschen brachten sich in Geschäften, an Bushaltestellen und unter Brücken in Sicherheit vor teils taubeneiergroßen Hagelkörnern und sintflutartigem Regen. Das Dengeln an den Fensterscheiben nahm bedrohlich zu, der Neckar war vom Niederschlag aufgewühlt wie ein Wildbach. Unzählige Dächer wurden demoliert, Dachfenster reihenweise zerschossen - schlimm traf es etwa die Bungalowsiedlung in Kilchberg. In der Derendinger Gärtnerei Stephan wurden alle Gewächshäuser zerstört.

"Zum Glück gibt es wenig Verletzte", sagte die Tübinger Notärztin Lisa Federle. Sie berichtete von mehreren Schnittverletzungen wegen gesplitterter Scheiben sowie Kopfplatzwunden durch Hagel. Zwei Teilnehmer des Weilheimer Dorffestes wurden vermutlich wegen Prellungen durch Hagelkörner in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik behandelt.

Vom späten Sonntagnachmittag an war bei der Notrufleitstelle von Feuerwehr und Rettungsdiensten kaum noch durchzukommen - obwohl laut Hermann und Federle alle Notrufplätze sofort besetzt wurden. Verzweifelte Reutlinger und sogar Böblinger, die dort nicht durchdrangen, riefen in Tübingen an. Federle: "Alle Rettungswagen sind ununterbrochen im Einsatz."

Gegen 16.45 Uhr hatte sich der Himmel bedrohlich zugezogen, es wurde minütlich dunkler. Der Deutsche Wetterdienst sprach für den Kreis Tübingen die höchste Warnstufe aus: eine "amtliche Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter mit extremen Orkanböen, heftigem Starkregen und Hagel".

Und so kam es dann auch: Faustgroßer Hagel riss in Reutlingen mancherorts den Putz von den Fassaden, Straßen standen unter Wasser, Ampeln fielen aus, in der Stadt kam es zu einem Verkehrschaos. Allerorten wurden nicht nur Dachfenster, sondern auch normale Wohnungsfenster durchschlagen.

Richtig schlimm erwischte es die Achalm-Stadt, die Schäden dürften hier in die Millionen gehen. Die Feuerwehr meldete eine "chaotische Lage", bei der Polizei sprach man von "Landunter". Die Helfer waren ununterbrochen bei hunderten Einsätzen unterwegs, es wurde ein Krisenstab eingerichtet. Im Nachbarkreis wie auch in Tübingen wurden nicht nur reihenweise Dachfenster, sondern sogar normale Wohnungsfenster vom Riesenhagel durchschlagen.

In Rottenburg brach der Hagelsturm schon etwas früher los. Dort richtete er hauptsächlich Schäden in der Rottenburger Kernstadt oder dem Wohngebiet Kreuzerfeld an Dächern, Autos und Kellern an. Zwischen Frommenhausen und Wachendorf musste die L 392 wegen umgestürzter Bäume für zwei Stunden voll gesperrt werden. In Rottenburg war die Sprollstraße zeitweise überflutet.

In Tübingen gingen die ersten Notrufe gegen 17 Uhr ein. Besonders betroffen waren die Tübinger Süd- und Weststadt, der Stadtteil Derendingen mit zahlreichen Schulen, Kilchberg, Bühl, Kreßbach sowie die Härtengemeinden Kusterdingen, Wankheim, Jettenburg, Gomaringen und teilweise Nehren und Dußlingen.

Die meisten Anrufer meldeten zerstörte Oberlichtfenster und in der Folge Wassereinbruch. So wurden allein an einem Schulgebäude in der Primus-Truber-Straße mehr als 50 Dachluken zerstört. Dort musste die Stromversorgung unterbrochen werden, weil auch der Computerraum betroffen war.

Auch Gebäude von Firmen und Behörden sind durch Tennisballgroße Hagelkörner stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Betroffen waren auch das Polizeigebäude selbst und das Regierungspräsidium in der Konrad-Adenauer-Straße, auch dort gab es durchschlagene Dachluken.

In Tübingen-Lustnau wurde für kurze Zeit die Adlerkreuzung wegen Überschwemmung gesperrt. Auch die Schranken am Tunnel der B 27 in Dußlingen schlossen sich, als der Wasserstand immer höher stieg. Der Tunnel konnte jedoch nach kurzer Zeit wieder freigegeben werden.

Zu den großen Schäden an Gebäuden kommen die vielerorts noch nicht registrierten Hagelschäden an im Freien geparkten Autos. Auch bei der Polizei in Tübingen wurden insgesamt acht Dienstfahrzeuge beschädigt. Teilweise gingen sogar die Scheiben zu Bruch.

Zu Bränden kam es laut Polizei im Kreisgebiet Tübingen nicht. Eine Schadenssumme lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bilanzieren.


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