Weihnachtsgeschäft

Händler im Südwesten befürchten Katastrophe

Auch in der Pandemie wollen Menschen Geschenke kaufen. Aber wo? Der Handelsverband sieht eine Schwächung des örtlichen Einzelhandels durch die Corona-Regeln.

26.11.2021

Von Caroline Strang

Auch Stuttgarter Händler befürchtet massive Einbußen im Weihnachtsgeschäft.

Auch Stuttgarter Händler befürchtet massive Einbußen im Weihnachtsgeschäft.

Eigentlich sollte es bei diesem Termin um die Vorstellung von Umfrageergebnissen gehen. Die stimmen den Handelsverband Baden-Württemberg eigentlich optimistisch. Denn die Menschen im Land wollen ihre Lieben eigentlich großzügig beschenken, daran ändert auch die Pandemie nichts. Die Frage ist allerdings, wo sie die Geschenke einkaufen sollen. Und da wiederum waren es zu viele „eigentlich“, um die Umfrage, die in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule in Stuttgart entstanden ist, einfach so vorstellen zu können. Es ging also wieder einmal vor allem um Corona.

Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverband Baden-Württemberg (HBW), begann denn auch mit den Sorgen, die den Einzelhandel angesichts der Corona-Lage bedrücken: „Viele Händler stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Sie sprach von einem zweistelligen Umsatzminus in den vergangenen 20 Corona-Monaten, das trotz positiver Nachholeffekte nicht wettgemacht werden konnte. Und nun kommt das so wichtige Weihnachtsgeschäft – mit weitreichenden Einschränkungen.

Kunden kaufen online

„Wir sind sehr unglücklich über die Rechtslage“, sagte Hagmann. Seit Mittwoch gilt die Alarmstufe II, das bedeutet 2G auch für den Einzelhandel in rund der Hälfte der Landkreise im Südwesten. „Das Jahr könnte eine Katastrophe werden“, warnte sie. Immer mehr Kunden würden angesichts der Einschränkungen ins Internet abwandern.

Die Händler in Biberach zum Beispiel waren angesichts der hohen Inzidenzwerte schon einige Tage früher mit 2G konfrontiert. Ein Gang durch die Biberacher Fußgängerzone am Montagmorgen zeigte: Es waren deutlich weniger Menschen als üblich unterwegs. Hagmann sprach von 50 Prozent weniger Umsatz in den wenigen Tagen in Städten mit 2G-Regel. Daniel Kirberg leitet mehrere Euronics-Märkte im Südwesten, unter anderem den in Biberach. Auch er sagte: „Die Frequenz ging in den vergangenen Tagen deutlich zurück, die Menschen sind verunsichert.“

Den Trend bestätigte auch Thomas Breuninger, Geschäftsführer vom Haushaltswaren-Fachhändler Tritschler mit Standorten in Stuttgart, Esslingen und Heilbronn: „Bei neuen Einschränkungen sind die Kunden meist erst zu Hause geblieben, dann aber nach und nach wiedergekommen.“ Er hofft, dass sich Geimpfte und Genesene nun beim Einkaufen sicherer fühlen.

Der Rundgang in Biberach zeigte aber auch: Nur in wenigen Läden wird wirklich kontrolliert. Lediglich in einem Schuhgeschäft kam die Verkäuferin sofort, um den Impf- oder Genesenennachweis zu überprüfen. In einigen anderen Geschäften wiesen Schilder auf die Regelung und potenzielle Strafen hin, überprüft wurden Kunden aber weder beim Eintritt noch an der Kasse.

Ist das so in Ordnung? Auf Nachfrage erklärte Hagmann, dass mit den verantwortlichen Stellen abgesprochen sei, dass nur stichprobenartig geprüft werden müsse. „Anders ist es in vielen Geschäften personell und praktisch nicht machbar.“ So würden auch lange Schlangen vor den Eingängen vermieden.

Gute Hygienekonzepte

Der Anlass für die Pressekonferenz stimmt die Anwesenden nach so vielen Sorgen-Gesprächen noch optimistisch: So ergab die Studie der Dualen Hochschule, dass die Befragten in diesem Jahr im Schnitt 378,15 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben wollen. 2020 waren es 373,20 Euro und im Jahr 2019 378,80 Euro. Studienleiter Andreas Kaapke erklärte: „Die Verbraucher lassen sich nicht abschrecken“.

Das sieht auch Hagmann so: „Unsere Kundinnen und Kunden wollen in den stationären Einzelhandel, und der Handel benötigt dringend Kundschaft.“ Sie fordert: „Da der Handel kein Treiber der Pandemie ist und die Infektionsgefahr in unseren Ladengeschäften durch hervorragende Hygienekonzepte unterdurchschnittlich ist, muss es das Ziel der Politik sein, die Regeln so zu gestalten, dass ein Besuch im Einzelhandel für alle weiterhin möglich ist.“ Auch Kirberg sagt: „Die Kunden möchten kaufen, man muss sie halt lassen.“ Vor allem in der Vorweihnachtszeit.

Innenstadt des Wohnorts bleibt beliebt

Laut Studie wollen die Befragten im Durchschnitt 28 Prozent ihres Budgets in der Innenstadt ihres Wohnorts ausgeben, mehr als in den Jahren zuvor. 39 Prozent sollen im Onlinehandel ausgegeben werden. Verloren haben vor allem Einkaufszentren und Innenstädte in der weiteren Region. Kosmetik, Parfüm und Körperpflege werden mit fast 53 Prozent am häufigsten verschenkt. Es folgt mit 41 Prozent Schokolade. 30 Prozent wollen Gutscheine verschenken, 27 Prozent Geld.

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Erstellt:
26.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec
zuletzt aktualisiert: 26.11.2021, 06:00 Uhr

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