Tennis

„Angie ist eine Kämpferin“

Anke Huber ist derzeit Zaungast beim WTA-Finale in Singapur. Die einstige Weltklassespielerin hat Angelique Kerber trotz deren Auftakt-Niederlage noch nicht abgeschrieben.

24.10.2018

Von STEFAN NEUBERGER

Werbung in eigener Sache: Anke Huber ist in Singapur auf Kontaktsuche, will Spielerinnen nach Stuttgart locken. Foto: PTGP

Werbung in eigener Sache: Anke Huber ist in Singapur auf Kontaktsuche, will Spielerinnen nach Stuttgart locken. Foto: PTGP

Singapur. Angelique Kerber ist in Singapur mit einer Niederlage ins WTA-Finale gestartet. Heute gegen Naomi Osaka (Japan) muss sie aber gewinnen. Das traut Anke Huber ihr zu, und noch einiges mehr. „Sie ist eine Kämpferin, die nie aufgibt“, sagt die einstige Weltklassespielerin, die in ihrer Eigenschaft als sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix in die asiatische Metropole gereist ist. Das Damen-Tennis sieht sie auf einem guten Weg: „Die Leistungsdichte an der Spitze ist größer geworden.“

Frau Huber, Sie haben den Fehlstart von Angelique Kerber live miterlebt. War's das schon für sie in Singapur?

Anke Huber: Nein, noch ist alles möglich. Mit dem Sieg in Wimbledon hat sich Angie ihren großen Traum erfüllt. Sie muss jetzt nichts mehr beweisen. Die WTA-Finals, diese letzte große Herausforderung des Tennisjahres, könnte sie eigentlich mit der Gelassenheit angehen, die es ihr erlaubt, ohne allzu großen Druck ihre bestes Tennis abzurufen. Im ersten Satz gegen Kiki Bertens hat sie das auch hervorragend umgesetzt. Doch dann hat sie das Match leider noch aus der Hand gegeben.

Auch den Traum vom Titelgewinn?

Das würde ich so nicht sagen. Sie ist eine Kämpferin, die nie aufgibt. Trotz einiger Rückschläge hatte sie ein sehr gutes Jahr und wirkt auch jetzt noch erstaunlich fit. Ich würde aber so oder so nicht darauf wetten wollen, wer dieses Turnier gewinnt. Vor vier, fünf Jahren wäre eine Vorhersage noch einfacher gewesen.

Bedeutet das, das Damentennis ist nicht mehr ganz so berechenbar?

In dieser Saison hat sich an der Spitze einiges getan. Wenn man bedenkt, dass allein die vier Grand-Slam-Turniere von vier verschiedenen Spielerinnen gewonnen wurden, dann spricht das für eine große Leistungsdichte. Die hat es in den letzten Jahren nicht gegeben. Das ist eine sehr positive Entwicklung.

Welche Spielerinnen haben Sie 2018 am meisten beeindruckt?

Als erstes natürlich Naomi Osaka. Wie die junge Japanerin im Hexenkessel von Flushing Meadow gegen Serena Williams die US Open gewonnen hat, war schon sehr beeindruckend. Ich erinnere mich noch, wie sie 2016 beim Porsche Tennis Grand Prix die Qualifikation gespielt hat. Schon da hat sie ihr großes Talent gezeigt. Ihr gehört die Zukunft. Aber auch Angelique Kerber ist als Wimbledon-Siegerin eine der großen Gewinnerinnen 2018, ebenso Simona Halep, die nach ihrem Sieg bei den French Open auch in diesem Jahr als Nummer 1 in die Winterpause geht.

Stehen wir vor einer Wachablösung an der Spitze des Damentennis?

So weit würde ich nicht gehen wollen. Bei allem Respekt vor den Leistungen von Noami Osaka oder von Daria Kasatkina, die die Singapur-Qualifikation nur knapp verpasst hat: Ich glaube schon, dass Spielerinnen wie Simona Halep, Caroline Wozniacki, Petra Kvitova und natürlich Angelique Kerber immer noch stark genug sind, ihre Positionen auch in den nächsten Jahren zu behaupten. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass immer wieder hochtalentierte junge Spielerinnen nachkommen, die mit aller Macht an die Spitze wollen.

Erinnern Sie sich noch an ihr letztes WTA-Finale als Spielerin?

Ja, das war 2001 in München. Damals waren noch 16 Spielerinnen qualifiziert, und gespielt wurde im normalen Turniermodus – eine Niederlage, und du warst draußen. Leider ist mir das gegen Justine Henin passiert, die Belgierin, die später 100 Wochen die Nummer 1 der Welt war. Das war am 31. Oktober. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich mit diesem Match meine Karriere beendet habe.

Seit 2002 sind Sie sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart und als solche in Singapur. Was ist der Zweck dieser Reise?

In erster Linie geht es darum, die guten Kontakte zu den Spielerinnen zu pflegen. Jede Spielerin ist vom Typ her anders, das macht es sehr interessant. Ich werde auch mit ihren Trainern und Managern sprechen mit dem Ziel, dass sie 2019 wieder unser Turnier spielen. Solche Reisen wie jetzt nach Singapur sind zwar ein großer zeitlicher Aufwand, doch der lohnt sich, wie man alle Jahre wieder an unserem tollen Starterfeld ablesen kann. Wer einmal bei uns war, kommt immer gerne wieder.

Also werden wir die Finalistinnen von Singapur im April 2019 auch in Stuttgart sehen?

Es haben zwar noch nicht alle fest zugesagt, aber ich gehe einfach mal davon aus.

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Erstellt:
24.10.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 24.10.2018, 06:00 Uhr

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