Weihnachtsspendenaktion

Gute Lebensmittel für alle

Vom Tafelprojekt profitieren auch regionale Erzeuger und Läden – vor allem aber unterstützen sie gerne die gute Sache.

28.12.2022

Von Miri Watson

Marc Kienzlen unterstützt das Tafelprojekt mit eigenem Mehl, eigenen Haferflocken und eigenen Linsen. Bild: Miri Watson

Marc Kienzlen unterstützt das Tafelprojekt mit eigenem Mehl, eigenen Haferflocken und eigenen Linsen. Bild: Miri Watson

Im Hofladen in Kilchberg bleibt eigentlich nie etwas übrig. „Wir haben so viele Mitarbeiter. Die nehmen die Sachen mit, die sonst schlecht werden würden“, sagt Roger Keller, Chef des Hofladens. Nur Brot gibt es manchmal zu viel – aber das an die Tafel herzugeben, das lohne sich nicht. „Brot haben die genug“, so Keller.

Deswegen konnten Keller und sein Team die Tafel bisher noch nicht unterstützen. So ist es jetzt neu, dass der Hofladen Kilchberg regelmäßig etwas an die Tafel abgibt. Zucker und andere Backzutaten, die es nicht aus der Region gibt, nämlich.

Das Projekt „Soziale Gerechtigkeit durch Bürgerinnen und Bürger“, das die Kilchberger Tierärztin Hagar Steiff mit Unterstützung der Kilchberger Ortsvorsteherin Bettina Koschtjan ins Leben gerufen hat, ist der Grund, dass Kellers Laden jetzt auch die Tafel unterstützt: Steiff und Koschtjan sammeln Spenden, um Lebensmittel von regionalen Erzeugern zu kaufen. Diese Lebensmittel bringen sie dann regelmäßig zur Tafel. Damit die Spenden auch da ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Und damit die regionalen Erzeuger und Läden in diesen Krisenzeiten auch eine Unterstützung bekommen (wir berichteten).

Der Hofladen Kilchberg unterstützt das Projekt nicht nur mit Backzutaten, sondern gibt auch logistische Unterstützung: „Das Hofgut Martinsberg, von dem das Tafelprojekt die Eier kauft, lagert die Eier für das Projekt bei uns“, sagt Keller. „Die beliefern uns ja ohnehin.“

Den Hofladen führt Keller seit 20 Jahren. Hervorgegangen aus dem Hofladen des Hofguts Kilchberg – das dann später zum Hofgut Martinsberg wurde – ist Keller damals in die heutigen Räume neben dem Korbhaus gezogen. Es ist ihm wichtig, ausschließlich Bio-Lebensmittel zu verkaufen. Da, wo es geht, regional. Das Aushängeschild des Ladens, so sagt es Keller, ist die Frische: „Wir haben ständig 70 bis 80 Sorten Käse da, das wird oft gelobt. Und natürlich das regionale Obst und Gemüse.“

Gute Lebensmittel, wie die, die er verkauft, sollten eigentlich allen Menschen zugänglich sein, findet Keller, deswegen schätzt er das Projekt von Steiff und Koschtjan: „Das unterstützt die Kunden der Tafel mit hochwertigen Lebensmitteln. Das finde ich sehr gut“, sagt er. „Und zum anderen unterstützt es die regionalen Läden. Ich gebe das zwar verbilligt weiter, aber ich habe auch etwas davon.“

Marc Kienzlen, Inhaber der Getreidemühle Kienzlen in Unterjesingen, sieht das ähnlich wie Keller: „Der Gedanke ist gut, dass regionale Lebensmittel gekauft werden. Da bleibt die Wertschöpfung auch in der Region.“ Zwar bekommt das Tafelprojekt die Lebensmittel von der Unterjesinger Mühle „natürlich deutlich günstiger“, eigentlich so, dass kaum etwas für den Müller bleibe, aber das sei schon okay so, meint Kienzlen. „Ich finde es gut, dass man auf die Idee kommt: Okay, hier sind 300 Euro übrig – dann kann man damit auch helfen.“ Kienzlen hofft, dass die Spendenbereitschaft auch über Weihnachten hinweg andauert. „Eigentlich muss das Ziel sein, dass das auch nach Weihnachten noch geht.“

Gute Lebensmittel für alle

160 Päckchen Linsen und 240 Päckchen Mehl haben Steiff und Koschtjan im Dezember bei ihm bestellt; außerdem 80 Päckchen Cerealien. „Das sind ausschließlich Sachen aus der eigenen Produktion“, betont Kienzlen. Für die Linsen hat der Müller seit einiger Zeit eine Aufbereitungsmaschine: Die Linsenpflanze ist so filigran, dass sie gemeinsam mit anderem Getreide als Stütze angebaut werden muss. Nach der Ernte müssen die Linsen vom Getreide getrennt werden: Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen – das macht Kienzlens Maschine.

Beim Mehl nimmt Kienzlen für die Tafelkunden immer das 550er: „Das ist das Allround-Mehl, mit dem kann man alles machen.“ Es sei ja niemandem geholfen, wenn es dann zum Beispiel viel Vollkornmehl in der Tafel gebe und dann schmecke das den Kundinnen und Kunden gar nicht.

Der Müller wünscht sich, dass er so seinen Teil beitragen kann: „Ich hoffe natürlich, dass das noch lange weitergeht. Dass die Spenden noch lange weiterfließen. Die Zeiten werden ja wahrscheinlich nicht besser.“

Info

Eine ganze Reihe regionaler Erzeuger unterstützen mittlerweile das Tafelprojekt:

Neben dem Hofladen Kilchberg und der Getreidemühle Kienzlen in Unterjesingen aktuell auch noch das Hofgut Martinsberg Kilchberg, das Hofgut Bläsiberg Tübingen, die Hofmolkerei Schmid Münsingen, der Käsereiladen und die Gärtnerei Schmid Tübingen, die Imkerei Kemmler und Kurz Kilchberg, die Metzgerei Kindersberger Hirschau, die Tübinger Bio Bauernmilch Bodelshausen. Beim DM-Markt in Derendingen kaufen Steiff und Koschtjan Drogerieartikel. Mit weiteren Erzeugern stehen sie in Verhandlung.

Zwei Projekte setzten auf die Leserinnen und Leser

Spenden können Sie auf das TAGBLATT-Konto bei der Kreissparkasse Tübingen (IBAN: DE94 6415 0020 0000 1711 11). Vermerken Sie, wenn Sie eine Spendenquittung benötigen, und fügen in diesem Fall Ihre vollständige Adresse hinzu. Bei Beträgen bis 300 Euro akzeptiert das Finanzamt einen Kontoauszug. Wollen Sie ein bestimmtes Projekt unterstützen (Projekt 1 „Kinder im Intensiv-Delir“ oder Projekt 2 „Tafel“), bitten wir um einen entsprechenden Vermerk. Gemäß Art. 13 DSGVO sind wir verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass wir Name, Adresse und Spendenbetrag der Leser und Leserinnen, die eine Spendenbescheinigung wünschen, an die begünstigten Organisationen übermitteln.

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Erstellt:
28.12.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 35sec
zuletzt aktualisiert: 28.12.2022, 01:00 Uhr

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