Skisprung: Nach Sieg in Lillehammer führt Severin Freund Gesamtweltcup an

Gut gepokert

Die deutschen Skispringer lieferten in Lillehammer eine gute Vorstellung ab. Vier DSV-Adler landeten beim Sieg des Norwegers Gangnes in den Top Ten. Weltmeister Freund reist mit dem Gelben Trikot nach Hause.

07.12.2015

Von SID/DPA

Ein guter Sprung genügte: Severin Freund sicherte sich nach einem chaotischen Wettkampf am Samstag den Sieg in Lillehammer. Foto: Imago

Ein guter Sprung genügte: Severin Freund sicherte sich nach einem chaotischen Wettkampf am Samstag den Sieg in Lillehammer. Foto: Imago

Lillehammer. Im Skisprung-Chaos von Lillehammer hat Severin Freund mit einem Kraftakt und hohem Pokereinsatz sein liebgewonnenes Gelbes Trikot zurückerkämpft. "Es war nicht leicht hier, und deshalb kann ich sehr zufrieden sein", sagte der 27-Jährige, der nach seinem Abbruch-Sieg am Samstag und Platz fünf gestern den Gesamtweltcup wieder hauchdünn anführt. . "Das sagt in dieser frühen Phase natürlich noch nichts über die Saison aus", meinte der Team-Olympiasieger. "Aber es schmückt einen."

Mit Platz drei in Klingenthal hatte Freund Gelb gleich beim Saisonauftakt verloren, mit seinem 19. Weltcupsieg in Lillehammer wieder erobert. Am Sonntag brauchte es dann eine veritable Aufholjagd, um vorne zu bleiben: Nur Zehnter war Freund nach dem ersten Durchgang, Bundestrainer Werner Schuster verkürzte dann vor dem zweiten Sprung seines Musterschülers den Anlauf. Der folgende Punkte-Bonus spülte Severin Freund beim ersten Weltcupsieg des Norwegers Kenneth Gangnes noch auf Platz fünf. Der Niederbayer kommt damit auf 205 Weltcup-Punkte, Gangnes auf 204. "Es war die alleinige Entscheidung des Trainers zu verkürzen", sagte Freund: "Aber das braucht man auch nicht abzustimmen. Wenn er sieht, dass es beim Wind auch so reicht, dann macht er das eben. Mein erster Sprung war ja auch nicht gut - es kann eben nicht immer Sonntag sein."

Außenseiter Gangnes siegte gestern vor Peter Prevc (Slowenien) und Johann Andre Forfang (Norwegen). Richard Freitag (Aue) und Andreas Wellinger (Ruhpolding) rundeten auf den Plätzen sechs und sieben das gute deutsche Ergebnis ab, auch Andreas Wank (Hinterzarten/10.) überzeugte auf der kleinen Lysgards-Schanze.

Für Freund war es ein erfolgreiches Wochenende, für das Skispringen an sich wie schon bei der Totalabsage in Kuusamo eine Woche zuvor ein wenig erfreuliches - auch wenn es diesmal immerhin zwei gewertete Springen gab. Am Freitag und am Samstag war die Qualifikation abgesagt, beide Springen auf die kleinere, weniger windanfällige Schanze verlegt worden. Vor gähnend leeren Rängen war vor allem der mit aller Macht durchgezogene Durchgang am Samstagabend eine Qual für Springer und die verbliebenen Zuschauer. Nach 2:12 Stunden wurde Freund mit seinem Sprung auf 94,5 m zum Sieger erklärt. Der Weltmeister selbst wirkte dabei überrascht, vorne zu liegen - der Pole Klemens Muranka auf Platz 23 hatte fünf Meter mehr abgeliefert. Die Wind-Boni und -Mali machten den Wettbewerb bei minütlich ändernden Bedingungen zu einer ziemlich undurchsichtigen Angelegenheit. Am kommenden Wochenende stehen zwei Springen im russischen Nischni Tagil an, danach geht es über Engelberg/Schweiz zur Vierschanzentournee. Zumindest Letzteres dürfte weniger trostlos werden.