Ulrich Eisele über einen Radweg, der nicht alle Erwartungen erfüllt

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht

Zwanzig Jahre hat es gedauert, bis sich für die Gemeinde Ofterdingen und die Große Kreisstadt Rottenburg ein gemeinsamer Herzenswunsch erfüllte: der Lückenschluss im Radwegenetz zwischen Ofterdingen und Dettingen. Bis dahin mussten Rennradler, Berufspendler, Sonntagsausflügler – auch Familien mit kleinen Kindern – auf der gefährlichen Landesstraße 385 durchs romantische Katzenbach-/Dünnbachtal radeln.

01.08.2018

Von Ulrich Eisele

Weitgehend geschottert: Der Radweg zwischen Ofterdingen und Dettingen. Bild: Eisele

Weitgehend geschottert: Der Radweg zwischen Ofterdingen und Dettingen. Bild: Eisele

Der lange Vorlauf mag vielleicht ein wenig die Enttäuschung erklären, die nun aus diversen Leserbriefen spricht: Der neue Radweg sei beinahe ebenso gefährlich wie die Straße, heißt es da, und bei der Planung müssten Personen am Werk gewesen sein, die von sicheren Radwegen „keine Ahnung“ hätten. Erwartung war offenbar, dass die neue Verbindung alle Anforderungen an eine moderne Radverkehrsanlage erfüllen soll.

Wer den Planungsprozess verfolgt hat, wusste, dass dies nie der Fall sein wird. Und zwar weniger wegen des Geldes, das dies gekostet hätte, sondern wegen EU-Naturschutzvorschriften, über die sich auch ein Regierungspräsidium nicht einfach hinwegsetzen kann. Aber auch private Interessen – die Weigerung mancher Grundstücksbesitzer, ein Stück ihres Landes zu verkaufen – verhinderten eine effektivere Trassenführung.

So ist nun ein über weite Strecken geschotterter Radweg herausgekommen, der durch eine wunderschöne, wenig befahrene Landschaft führt (sieht man einmal von der Landesstraße ab). Doch damit sind viele unzufrieden: Rennradler und Schnellfahrer mit oder ohne elektrische Unterstützung, die den Radweg gerne als Schnellverbindung zwischen Steinlach- und Neckartal gehabt hätten, aber auch Freizeitradler, die mit dem groben Belag nicht zurecht kommen. Die Planer und Erbauer wiederum meinen, dass ein neuer Radweg doch besser als kein Radweg sei und man unter den obwaltenden Umständen (siehe oben) nichts Besseres zuwege bringen konnte.

Der Streit offenbart ein grundsätzliches Missverständnis: Von Planern werden Radwege häufig noch als Verkehrswege zweiter Klasse betrachtet, etwas für die Freizeit, während Vorreiter des Fahrradverkehrs längst ein Radwegenetz vergleichbar dem Straßennetz fordern. Dafür braucht es ausreichend breite, asphaltierte Schnelltrassen (die auch im Winter geräumt werden), wie es sie in Holland, Dänemark oder Schweden gibt. Ohne solche wird nie eine nennenswerte Zahl von Menschen im Alltag aufs Fahrrad umsteigen. Vielleicht ist das ja auch gar nicht beabsichtigt.

Im Fall des Fahrradwegs Ofterdingen – Dettingen würde es schon helfen, wenn die Fahrbahn besser befestigt und geglättet würde. Damit wenigstens die Fahrradtourismus-Fraktion – auch Ältere und Eltern mit kleinen Kindern – etwas davon hat. Das müsste eigentlich auch im Rahmen der geltenden EU-Richtlinie umsetzbar sein.

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Erstellt:
01.08.2018, 20:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 01.08.2018, 20:00 Uhr

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