Tübingen · Diagnose

Günstig, einfach und schnell

Ein neuer, in Tübingen und im brasilianischen Paraná entwickelter Test zeigt in nur zwölf Minuten, ob jemand Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt hat.

10.02.2021

Von Ulrich Janßen

Ein Forschungsteam der Universitäten Tübingen und Paraná (Brasilien) hat einen Schnelltest entwickelt, der innerhalb von Minuten anzeigt, ob eine Person Antikörper gegen das Coronavirus im Blut hat. Das teilte die Universität gestern mit. Mit Antikörpertests kann man herausfinden, ob jemand sich – möglicherweise unbemerkt – mit Corona infiziert hat. Antikörper werden etwa 10 Tage nach Krankheitsbeginn entwickelt.

Laut dem Tübinger Mikrobiologen Prof. Karl Forchhammer, der das Gemeinschaftsprojekt mit Expertise und Infrastruktur unterstützte, war es die extrem angespannte Pandemie-Situation in Brasilien, die seine Kollegen an der Universität Paraná zur Entwicklung des Tests anregte. Um die Antikörper nachzuweisen, nutzten sie eine in Tübingen und Paraná verwendete Protein-Protein-Interaktionstechnologie.

Die Forscher unter Leitung von Prof. Luciano F. Huergo beschichten magnetische Nanopartikel mit viralen Antigenen. Anschließend tragen sie Blut auf, waschen die Nanopartikel und behandeln sie mit einer Entwickler-Reagenz. Eine Verfärbung zeigt dann auf einen Blick, ob und sogar wie viel Antikörper das Blut enthält. Das Ergebnis liegt nach zwölf Minuten und damit erheblich früher vor als bei herkömmlichen Elisa-Tests.

Von der Qualität her seien die neuen Antikörper-Tests, die auch andere Viren nachweisen können, „mindestens genauso gut“ wie die herkömmlichen. Weil sie auch in einfachen Labors ausgeführt werden können und – in Brasilien – gerade mal einen Euro pro Stück kosten, eignen sie sich besonders für Entwicklungsländer. Theoretisch kann eine Mitarbeiterin pro Tag 1000 Tests vornehmen.

In Europa sind die Tests noch nicht zugelassen. Huergo ist aber überzeugt, mit dem günstigen und einfachen Test auch dem etablierten Elisa-Test Konkurrenz machen zu können. Die Technik stelle „einen Meilenstein in der Entwicklung der immunologischen Diagnostik dar“.