Anpfiff: Volleyball

Grüße aus Friedrichshafen nach Rottenburg

Was ihn da geritten habe, wollte der Südkurier-Reporter nicht wissen. Und ließ die Aussage einfach so stehen. Stelian Moculescu, Deutschlands erfolgreichster Volleyball-Trainer, hört nach der Saison beim VfB Friedrichshafen auf. In dem Artikel ließ er offen, ob er noch einmal aktiv werde. Aber eines sei sicher: „Nicht beim TV Rottenburg.“

19.03.2016

Von Tobias Zug

Handshake zwischen Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger (TV Rottenburg) und Stelian Moculescu (VfB Friedrichshafen, rechts). Bild: Ulmer

Handshake zwischen Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger (TV Rottenburg) und Stelian Moculescu (VfB Friedrichshafen, rechts). Bild: Ulmer

„Wir haben darüber geschmunzelt“, sagt Philipp Vollmer, Pressesprecher und kommender Manager des Bundesligisten TV Rottenburg. Bekannt ist, dass der emotionale TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger und der mitunter recht grummelige Moculescu nicht gerade dicke Kumpels sind. „Aber wieso er das ohne Not so sagt, ist uns ein Rätsel“, sagt Vollmer. Moculescu wird also nicht TVR-Trainer. Stand auch nie zur Diskussion: „Das ist absolut völlig klar: Hans ist unser Mann“, sagt Vollmer. Der TVR will auch ins 14. Jahr mit Müller-Angstenberger als Cheftrainer gehen. Trotz der miesen Hauptrunde in dieser Saison, die der TVR sportlich als Tabellenletzter beendet hätte – wäre der VSG Coburg/Grub wegen Lizenzverstößen nicht neun Punkte abgezogen worden. „Klar stand auf dem Höhepunkt der Krise auch der Trainer zur Diskussion, das ist ganz natürlich und war auch für Hans verständlich“, sagt Vollmer, „aber er hat danach gezeigt, dass er die Mannschaft sehr wohl erreicht. Und er macht außergewöhnlich viel im Umfeld, ist das Gesicht des TV Rottenburg.“

Viel muss auch Vollmer derzeit leisten: Der Masterplan der Liga macht dem TVR zu schaffen. Zweitliga-Meister SV Fellbach nennt diesen als einen Grund, das Aufstiegsrecht nicht wahrzunehmen. Laut Stuttgarter Zeitung müssten die Fellbacher ihren Etat fast verzehnfachen, um die Professionalisierungs-Anforderungen der Liga zu erfüllen. „Der Masterplan ist aber letztlich nicht der Casus Knacksus“, sagt Jörg Papenheim, ehemaliger TVR-Manager und Liga-Vizepräsident, „wenn man nicht rechnen kann, dann sind nicht die Auflagen schuld.“

Die aktuellen Bundesliga-Beispiele Coburg/Grub oder TV Bühl, der über Spenden noch 90 000 Euro sammeln will, um die Lizenzauflagen zu erfüllen, seien Fälle von Fehlern im Management. „Bei Bühl hat das immer Georgios Vlachojannis im Ehrenamt gemacht“, sagt Papenburg, „und das ist zu viel, das geht nicht!“ Der TV Rottenburg sei da schon nach seinem Zweitliga-Aufstieg 2006 weiter gewesen. „Da haben wir schon Hauptamtlichkeit geschaffen und sind in die Tü-Arena gezogen.“ Papenheim: „Die Spieler und die Trainer machen sehr viel außerhalb. Auch die Presseabteilung beim TVR sucht ihresgleichen. Wenn andere Vereine das auch so konsequent durchgezogen hätten, hätte es die Probleme wie bei Coburg, Haching oder Moers nicht gegeben.“

Vollmer ist derzeit dabei, den Liga-Masterplan abzuarbeiten. Was den erforderlichen Bodenbelag betrifft, wurde in Kooperation mit der Hallenbetriebsgesellschaft eine Lagerstätte gefunden. Nun muss Vollmer noch ein Team erstellen, das den Boden auf- und abbaut. Die Großsponsoren bleiben. „Sie hätten auch beim Abstieg weitergemacht, mit der Mission, schleunigst wieder hochzukommen“, sagt Vollmer, „aber aktuell kann ich nicht riesig in die Mannschaft investieren. Eigentlich müssten wir den Etat erhöhen.“ Nicht geplante (Zuschauer-)Einnahmen könnten ja hinzu kommen: Wenn die Rottenburger heute und dann am Donnerstag den TSV Herrsching in den Pre-Playoffs besiegen und somit ins Playoff-Viertelfinale kommen. Gegner dort wäre der VfB Friedrichshafen. Und Stelian Moculescu.