Tübingen

Großfahndung: Mann durch Messerstich im „Bota“ getötet

Im Alten Botanischen Garten in Tübingen wurde am frühen Donnerstagabend ein 23-jähriger Gambier umgebracht. Die Polizei fahndet nach dem Täter.

23.03.2023

Von Moritz Hagemann/Jonas Bleeser

Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgesperrt. Bild: Jonas Bleeser

Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgesperrt. Bild: Jonas Bleeser

Update Freitagmorgen: Die Ermittlungen der Polizei laufen laut Auskunft eines Sprechers „auf Hochtouren“. Noch aber gibt es keine Festnahme. Am Vormittag wird das Opfer obduziert, um die genaue Todesursache festzustellen und mehr über den Ablauf des Angriffs herauszufinden. Zu den Hintergründen des Streits, der der Attacke vorausging, kann die Polizei noch nichts sagen. Dazu würden weiter Zeugen vernommen. Der unbekannte Angreifer soll das Messer „unvermittelt gezogen“ und dann zugestochen haben. Ob das im Park gefundene Messer die Tatwaffe ist, war am Morgen noch nicht sicher. Der Angreifer ist weiter unbekannt. „Wir gehen weiter nicht von einer akuten Gefahr für die Bevölkerung aus“, so der Sprecher. Am Vormittag durchkämmten Polizisten den Park in Tübingen erneut.

So war die Situation am Tatabend in Tübingen:

Als kurz vor 18 Uhr ein Helikopter der Polizei tief über die Tübinger Innenstadt und den Österberg fliegt, gehen bange Blicke nach oben. Wenn die Rotoren des Hubschraubers die Stadt aufschrecken, bedeutet das meist nichts Gutes.

So auch in diesem Fall. Kurz nach 17 Uhr bereits wird die Polizei alarmiert, weil ein Streit zweier Männer im Botanischen Garten eskaliert ist. Aus einem verbalen Streit ist eine handfeste Auseinandersetzung geworden, am Ende sticht einer zu. Ein Augenzeuge berichtet von einem Stich in den Thorax, von sofort eingreifenden Passanten, die erste Hilfe leisten.

Vor Ort wird das Opfer schnell notärztlich behandelt, kurz nach 18 Uhr braust ein Rettungswagen davon. Ein Polizeisprecher sagt dem TAGBLATT zunächst, dass der Mann in Lebensgefahr schwebe – mehr ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Doch wenig später herrscht traurige Gewissheit: Das Opfer, ein 23-Jähriger aus Gambia, hat die Messerattacke nicht überlebt. Der Mann ist in der Klinik gestorben.

Wohl unbewaffnet bei der Flucht

Der mutmaßliche Täter flüchtet zu Fuß in Richtung Mühlstraße. Von ihm fehlt bislang jede Spur. Die Polizei fahndet mit allem, was zur Verfügung steht. Am Stadtgraben reihen sich etliche Fahrzeuge mit Blaulicht auf, der Hubschrauber taucht am Himmel auf. Die Polizei geht nicht davon aus, dass der Unbekannte während seiner Flucht bewaffnet ist und somit eine große Gefahr für die Allgemeinheit bestünde. Schließlich finden die Ermittler laut des Sprechers noch im Botanischen Garten ein Messer. Mit hoher Wahrscheinlichkeit: die Tatwaffe. „Aber ganz genau wissen wir das nicht“, sagt der Sprecher. Die Polizei beschreibt den Täter wie folgt:

  • etwa 1,80 Meter groß
  • etwa 20 bis 25 Jahre alt
  • hellhäutig
  • bekleidet mit schwarzer Jacke, Pullover mit schwarzer Kapuze und schwarzer Adidas-Sporthose mit grauen Streifen sowie braunen Turnschuhen
  • trug ein schwarzes Base-Cap

 



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Das Motiv ist noch völlig unklar

Während die Suche nach dem Mann, gegen den nun ermittelt wird (siehe Infobox), längst läuft, haben die Rettungskräfte weiße Abschirmwände aufgestellt, die vor Gaffern schützen sollen. Klamotten und eine Unmenge an Verbandsmaterialien liegen auf der Wiese herum. Etwa zehn Polizisten sind zugegen, sie befragen Zeugen. Ein Kriminaltechniker im weißen Anzug sichert Spuren, ein Feuerwehr-Mann hilft, weitere mögliche Beweismittel aus der Ammer zu hieven.

Der Tatort im Botanischen Garten ist von vielen Richtungen gut einsehbar. Bild: Jonas Bleeser

Der Tatort im Botanischen Garten ist von vielen Richtungen gut einsehbar. Bild: Jonas Bleeser

Die Hintergründe sind völlig unklar. Stress im Drogen-Milieu? Getuschelt wird schnell vieles, ist der „Bota“ doch als Umschlagplatz berüchtigt, aber konkret ist nichts. „Wir kennen das Motiv noch nicht“, erklärt eine Polizeisprecherin am späteren Abend auf Nachfrage. „Die Ermittlungen laufen, die Kripo wird die halbe Nacht im Einsatz sein.“

Das zuständige Reutlinger Polizeipräsidium und die Tübinger Staatsanwaltschaft halten sich am Abend in einer gemeinsamen Pressemitteilung bedeckt. Sie bitten Zeugen, die die Tat beobachtet haben oder Hinweise zum unbekannten Täter machen können, sich unter Telefon 07071/972-86 60 zu melden.

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Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts

Die Polizei ermittelte am Donnerstag noch allgemein wegen eines Tötungsdelikts. Auf was für eine Anklage es hinausläuft, falls der noch flüchtige Täter gefasst wird, steht noch nicht fest. Ob sie am Ende auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge, Totschlag oder gar Mord lautet, hängt von den genauen Umständen der Tat ab. Die waren am Abend allerdings noch weitgehend unbekannt. Sollte dem Angreifer eine Tötungsabsicht nachgewiesen werden können und käme beispielsweise ein Mordmerkmal wie Heimtücke oder niedrige Beweggründe hinzu, könnte am Ende eine lebenslange Freiheitsstrafe stehen. (job)

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Erstellt:
23.03.2023, 18:10 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2023, 18:10 Uhr

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