Volleyball

Großes Finale der Karriere

Das entscheidende fünfte Spiel um die deutsche Meisterschaft ist für Friedrichshafens Kapitän Simon Tischer zugleich der letzte Gang ans Netz.

09.05.2018

Von KATJA STURM

Hat heute Abend seinen fünften deutschen Meistertitel im Visier: VfB-Kapitän Simon Tischer (rechts, im Luftduell mit dem Berliner Adam White) Foto: Matthias Koch/Imago

Hat heute Abend seinen fünften deutschen Meistertitel im Visier: VfB-Kapitän Simon Tischer (rechts, im Luftduell mit dem Berliner Adam White) Foto: Matthias Koch/Imago

Friedrichshafen. Beim Blick zurück auf seinen langen Weg im Volleyball wundert sich Simon Tischer selbst darüber, wo er überall war und was er alles erreicht hat. „Das kann man so nicht planen“, sagt der 36 Jahre alte Zuspieler des VfB Friedrichshafen stolz. „Aber es ist auf jeden Fall eine vollkommene Karriere.“ Selbst dann, wenn nicht noch einmal ein Meisterstück gelingen sollte, wenn der Rekordtitelträger vom Bodensee am heutigen Mittwoch (20 Uhr) nach der fünften und entscheidenden Finalpartie der Bundesliga gegen die in den vergangenen beiden Spielzeiten erfolgreichen Berlin Volleys nicht als Sieger aus der ausverkauften ZF Arena ginge.

„Aber so weit wird es nicht kommen“, betont der VfB-Kapitän. Jetzt, da das Momentum nach zuletzt zwei Siegen und dem damit verbundenen Ausgleich in der nach dem Modus „Best of Five“ ausgespielten Serie wieder bei seiner Mannschaft liegt, werde diese sich vor eigenem Publikum vom Gegner kein Schnippchen schlagen lassen.

Zukunft nimmt Gestalt an

Für Tischer wird es der allerletzte Gang ans Netz sein. Im März hatte der zweimalige Olympiateilnehmer aus Mutlangen verkündet, sich nach dieser Saison aus dem Leistungssport zurückziehen zu wollen. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“, sagt der Familienvater. „Aber ich will nicht so lange spielen, bis ich aufs Feld geschoben werden muss.“

Für die Zeit danach gibt es schon einen Plan. Tischer will sein Bachelor-Studium im Bereich „Internationales Management“ abschließen und bei Zeppelin Systems, einem Unternehmensteil des VfB-Hauptsponsors, Berufserfahrung sammeln.

Doch noch ist die erste Karriere nicht beendet, der Blick richtet sich auf den finalen Akt einer schon jetzt „sehr guten“ Saison, die mit diesem letzten möglichen Streich „eine überragende“ werden könnte. Schon die drei vorherigen Duelle der beiden Topteams der Hauptrunde boten Volleyball vom Feinsten. Keinen Ball schenkten sich beide Teams. Genau so stellt sich Tischer das auch für heute vor. „Wir haben gute Chancen, Meister zu werden. In den ersten zwei Partien sei das bis dahin national ungeschlagene Team zu verkrampft an die Sache herangegangen.

„Man vergisst, dass einige unserer Spieler noch keine Finalerfahrung hatten.“ Andere wie er, der 2007 am Ende seines ersten Engagements beim VfB die Champions League gewann, sowie Trainer Vital Heynen aber schon. So hätten die Routiniers den Jüngeren klargemacht, dass sie Ruhe und den Glauben daran bewahren sollten, die Sache noch zu drehen. „Wir haben die ganze Saison über immer als Mannschaft einen erfolgreichen Weg gefunden, um Probleme zu lösen.“

Das sei dieser „sensationellen Mischung“ auch diesmal wieder gelungen. „Wir haben jedes Spiel sehr realistisch analysiert und gesehen, dass vieles an uns liegt und wir es besser machen können.“ Auch wenn die Gegenüber keine Schlechten seien und der im Februar engagierte frühere Nationaltrainer Stelian Moculescu, dem die „Häfler“ alle ihre bisherigen 13 Meistertitel verdanken, nun das Potenzial abrufe, das in den Berliner Spielern stecke. „Da hat er sehr gute Arbeit geleistet“, muss Tischer eingestehen, der selbst sowohl beim VfB als auch in der Nationalmannschaft unter dem Rumänen aufschlug.

Unabhängig vom Ausgang: Tischer ist stolz darauf, am Ende seiner Laufbahn noch einmal so eine Spielzeit zu erleben. Eine, in der der VfB, zu dem er nach sieben Jahren im Ausland 2014 wieder zurückgekehrt war, so stark auftrumpfte und nach Siegen im nationalen Pokal und dem Supercup in der Champions League erst im Viertelfinale ausschied. Auch er selbst, zuvor immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, kam diesmal ohne Probleme durch. „Ich bin ja nicht mehr der Jüngste“, betont Tischer. „Und es wird nicht leichter, immer die nötige Energie aufzubringen.“ Gerade am Bodensee, wo Titel und Triumphe im Volleyball so selbstverständlich erscheinen.