Schmierereien (nicht nur) an der Tübinger Stiftskirche

Graffiti an mittelalterlichen Fassaden: Die Sudel-Seuche nimmt wieder überhand

Rechtschreibung ist vielleicht nicht gerade eine Stärke des Sprayers, der offenbar vergangene Wochenmitte nächtens (nicht allein) an der Ecke zum hinteren Stiftskirchhof zuschlug. Für eine kirchenfeindliche Obszönität langte es dem Frevler allemal.

09.03.2016

Von wit

Und dann auch noch falsch geschrieben: Schmiererei an der Tübinger Stiftskriche. Bild: Metz

Und dann auch noch falsch geschrieben: Schmiererei an der Tübinger Stiftskriche. Bild: Metz

Tübingen. Rolf Kern nimmt’s bemerkenswert gelassen. „Der liebe Gott erträgt viel“, sagt der Stiftskirchenmesner, der am Wochenende noch ein Nachfolge-Graffiti weiter rechts an der Außenwand (nicht im Bild) beklagen musste und der für die Kirchengemeinde Anzeige erstattete.

Zur Zeit hält der unselige Trend an, gerade im Altstadt-Bereich der Oberstadt und besonders an der angrenzenden Münzgasse mittelalterliche Fassaden teils großflächig zu verunzieren, mit zumeist nicht besonders origineller Hinterlassenschaft, und sehr zum Ärger von Passanten und Hausbesitzern, wobei letztere dann den Schaden haben.

Über tausend Euro kostet es, rechnet Kern vor, allein das Andenken am südwestlichen Kircheneck unterm Greif und Löwen, dem romanischen Fabel-Paar, wieder zu beseitigen. Der Auftrag ging bereits an einen Steinmetz, der dafür aber noch stabilere Plus-Außentemperaturen benötigt. Es ist die erste Sudelei an der Stiftskirche seit der Renovierung vor gut fünf Jahren.

Eine weitere verbreitete Unsitte, sein Revier zu markieren, führte dazu, dass im Innern Epitaphien vom Stiftskirchen-Mauerwerk abgerückt werden mussten, nachdem sich Salz durch den Stein frisst. Das kommt von außen, vom Pinkeln, so Kern. Aber: „Das war schon immer so.“