Good Vibrations

Good Vibrations

Spielfilm-Biografie des nordirischen Punk-Urgesteins Terry Hooley, dessen Plattenladen eine Oase der Hoffnung im Bürgerkrieg war.

30.06.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Im Nordirland der frühen siebziger Jahre gibt es Katholiken, Protestanten ? und Terri Hooley. Der von IRA-Bomben und Armee-Massakern befeuerte politische Konflikt ist dem jungen Mann aus Belfast schnuppe ? er interessiert sich nur für die Stones, die Kinks und die Who. Das genügt, um bei Fanatikern unter Verräter-Verdacht zu geraten. Statt klein beizugeben, setzt Terri (Richard Dormer) aber noch einen drauf: Mitten im umkämpften Stadtzentrum eröffnet er einen friedensbewegten Plattenladen.

Anfangs von allen Seiten boykottiert, ändert sich die Lage, als um 1977 das Punk-Virus auch in Belfast grassiert. In den cool verratzten Typen gewinnt der Maniac nicht nur Stammkunden. Sie sind auch Wesensverwandte, was seine Verachtung des Wagenburg-Denkens und die bedingungslose Liebe zum Rock?n?Roll angeht. So schwingt sich Terri zum Impresario von Bands wie The Undertones auf, die alsbald auch in London für Furore sorgen.

Während Terri wie ein Berserker für den Durchbruch seiner Schützlinge rackert, gerät der anfangs so sorgsam entwickelte politische Aspekt jedoch völlig aus dem Blickfeld ? zugunsten einer erheblich weniger originellen Geschichte über das Auf und Ab im Musikbusiness plus aufgesetztem Ehe-Melodrama. Auch fehlen dem „Paten des Belfast Punk?, zumindest in der filmischen Rekonstruktion seines Lebens, die charakterlichen Ecken und Kanten; er ist einfach zu lieb, um einen 100-Minuten-Film zu tragen. Dafür entschädigt aber manches schöne Detail: allen voran Terris Mienenspiel zwischen ungläubigem Staunen und beseeltem Strahlen, als er (nicht aber der Zuschauer) im Studio zum ersten Mal den späteren Punk-Klassiker „Teenage Kicks? hört.

Gegen das Morden war Terri machtlos. Die (Musik-)Welt ist dank ihm aber eine schönere.

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