Global Player - Wo wir sind isch vorne

Global Player - Wo wir sind isch vorne

Tragikomisches Spielfilm-Porträt einer schwäbischen Unternehmerfamilie, deren Firma im globalen Konkurrenzkampf unter der Räder kommt.

14.08.2013

Von CLAUDIA REICHERTER

27.08.2015 Jetzt im Kino: Ein Hoch auf den schwäbischen Mittelstand - "Global Player"
02:16 min
Jetzt im Kino: Ein Hoch auf den schwäbischen Mittelstand - "Global Player" --

Der Junior will die kriselnde Firma abstoßen, der Senior sein Lebenswerk erhalten. Das führt in der schwäbischen Dramödie „Global Player? zu multikulturellen Verwicklungen.

Siehe auch: Der Traum von Mephisto, Fluch und Segen der Mundart: Walter Schultheiß im Porträt

Die Idee mit der Europaflagge zwischen der deutschen und der chinesischen ist gut, lobt Michael Bogenschütz seine Sekretärin. „Aber isch die ed a bissle groß?? Also weg damit. Am Konferenztisch werden der chinesischen Delegation nach dem „Aberidiev? ohnehin gleich die Maultaschen serviert. Dann flippen die Gäste aus, fühlen sich wie zuhause und erzählen was von heiligem Essen ? soweit der Plan des Juniorchefs im morgen in den Kinos anlaufenden Film „Global Player ? Wo wir sind isch vorne?.

Doch die Chinesen wollen nicht Partner des Rundstrickmaschinenherstellers werden, sondern den Betrieb wie auch die nahe Burg Hohenzollern kaufen. Das passt Bogenschütz Jr. zwar nicht ins Konzept. Aber Alternativen hat er nicht, seitdem die Bank keinen Kredit mehr gibt. Hauptsache, es fallen keine bösen Worte. Das sei in Verhandlungen zwischen der „südlichen Provinz?, dem Schwabenland, und den Shanghaier Investoren ganz wichtig, erklärt er der Sekretärin.

Blöd nur, dass sein Vater, Seniorchef mit Vetorecht, noch vor dem völkerverbindenden Maultaschenessen im Büro aufkreuzt und seinem Sohn einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht. „Finger weg vom Chines??, hatte er den Filius schon an seinem 90. Geburtstag gewarnt. Der grimmig dreinschauende Alte im Al-Capone-Outfit weiß eben, was solche Pseudo-Geschäftspartner wollen: „mei S-Klasse?. Also: „Bau mer jo koin Scheiß.?

Neu ist das nicht, was der aus Hechingen stammende Regisseur Hannes Stöhr, bekannt durch „Berlin calling? (2008) mit Star-DJ Paul Kalkbrenner, in seinem Neo-Heimatfilm erzählt. Ein Mittelständler, der sein von der Verscherbelung durch den eigenen Nachwuchs bedrohtes Lebenswerk retten will, das hatten wir schon in manchem „Tatort? und humorvoll verpackt in Erwin Pelzigs „Vorne ist verdammt weit weg? (2007). Stöhr, der diesmal als Handlungsort seine Heimat wählte, geht das Thema ebenfalls komödiantisch an. Neben ernste stellt er sehr lustige Szenen mit reichlich Identifikationspotenzial. Zudem stattet der 43-Jährige seinen Film sorgfältig aus, schreibt geschliffene Dialoge, und vermeidet allzu platte Klischees.

Sehenswert macht den Film aber vor allem, wie seine beiden Hauptdarsteller diesen so gar nicht schlicht schwarz-weiß inszenierten Vater-Sohn-Konflikt zwischen Nachkriegsgeneration und Kindern der Globalisierung austragen. Dem großartigen Walter Schultheiß als Paul Bogenschütz steht der Reutlinger Christoph Bach als dessen Sohn durchaus ebenbürtig gegenüber. Inka Friedrich und Ulrike Folkerts geben die selbstständigen Töchter, Stefan Hallmayer vom Melchinger Theater Lindenhof den verstrahlten Thailand-Rückkehrerund Dominik Kuhn den Tennis-Club-Chef.

Einen Höhepunkt bildet eine Szene ganz zum Schluss, die zwei Arbeiter des Betriebs, in dem Stöhr drehte, improvisierten. Leider endet das schwäbisch-chinesische Joint-Venture zwischen Maultaschen und Jiaozi dann, nach 95 Minuten, allzu unvermittelt. Zudem hat „Global Player? einen ernsten Hintergrund und mehr Gehalt als „Die Kirche bleibt im Dorf? (2012). Deshalb dürfte es die Mundart-Dramödie an den Kinokassen schwerer haben als Ulrike Grotes Komödie.

Global Player - Wo wir sind isch vorne

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Erstellt:
14.08.2013, 12:00 Uhr
Aktualisiert:
04.11.2014, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 04.11.2014, 12:00 Uhr

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L. aus TÜ 04.11.201412:00 Uhr

Dieser Film ist einfach ganz grosses Kino, weltklasse. Habe ihn zuerst im Lufthansa Bordprogramm (Langstrecke), dann im Kino und danach auch noch mal auf Blu Ray gesehen.

A. aus RT 30.11.201312:00 Uhr

Sehr stimmiger, lustiger und auch nachdenklich machender Film. Top besetzt. Walter Schultheiß trägt den Film und ist großartig. Viele wunderbare Details (wie den gelben Miniaturporsche). Für Fans: Dodokay hat auch eine kleine Rolle (ich hab ihn an der Stimme erkannt)

Axel aus Rottenburg 10.11.201312:00 Uhr

Beschter Film aus Baden -Württemberg ever. Drehbuch, Kamera, Regie, Schauspiel...souverän. Und der gebürtige Tübinger Walter Schultheiß Weltklasse

anonymous 31.10.201312:00 Uhr

Eine ernste Geschichte mit viel Charme und Witz.

Emil 20.10.201312:00 Uhr

Sehenwerter Film, humorvoll ohne Klamauk. Tolle Aufnahmen von Burg Hohenzollern und Umgebung. Die manchmal schwäbisch sprechenden Darsteller können wirklich schwäbisch. Walter Schultheiß wirklich klasse.

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