Nehren · Barrieren

Gleichberechtigtes Miteinander zum Ziel gesetzt

Hans Rebmann ist Nehrens neuer ehrenamtlicher Inklusionsvermittler.

06.12.2022

Von Jürgen Jonas

Ehrenamt kennt er gut. Hans Rebmann hat viele Jahre in der Kommunalpolitik gewirkt. Als Fraktionsvorsitzender der SPD im Nehrener Gemeinderat, danach als Kreisrat. Am Montagabend nahm er im Rathaus eine neue ehrenamtliche Aufgabe an. Er wurde zum kommunalen Inklusionsvermittler bestellt.

Angeregt dazu wurde er von Silvia Pflumm, der Behindertenbeauftragten im Kreisgebiet. Beide sind in der Gemeinde wohnhaft, Rebmann bereits seit mehr als vier Jahrzehnten. „Ich habe keine Zweifel, dass er diese Aufgabe hervorragend erfüllen wird“, sagte die Nachfolgerin von Willi Rudolf. Schon beruflich hat der Kinder- und Jugendarzt (im Ruhestand) Erfahrungen.

Zudem ist er selbst Vater eines beeinträchtigten Sohnes. Grundlage seiner Arbeit, so Rebmann, werde die UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 sein, die seit ihrer Ratifizierung 2009 ins deutsche Recht übergegangen ist. Immer noch verhinderten Barrieren beeinträchtigte Menschen „an der vollwertigen und gleichberechtigten Teilhabe in der Gesellschaft,“ sagte Rebmann.

Barrieren unterschiedlicher Art: räumlich-bauliche, sprachliche, solche für Seh- und Hörbeeinträchtigte. Und natürlich die Vorurteile, Ängste, Unsicherheiten, die Gleichwertigkeit im Umgang verhinderten und erschwerten. Das alles seien Teilhabe-Hindernisse und „schlimmstenfalls Diskriminierung“.

Sie betreffen rund 7,8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik. Sie haben einen attestierten Beeinträchtigungsgrad von mehr als 50 Prozent. In Baden-Württemberg sind es 960000. Die Beseitigung von Barrieren, sagte Rebmann, sei kein Sonderrecht, sondern gelebtes Menschenrecht auf Gleichwertigkeit.

Bestehende Barrieren müssten erkannt, benannt und abgebaut werden, neue noch vor der Entstehung verhindert werden. Inklusion bedeute alle einbeziehen. Er wolle dazu Informationen sammeln und weitergeben, Anlaufstelle sein, Dinge anstoßen, Menschen zusammenbringen, mithelfen, Lösungen zu finden.

Mit dem Abbau architektonischer Barrieren habe die Gemeinde schon angefangen, etwa im Rathaus oder bei Bushaltestellen. Auch die Arbeit der Freundeskreise „Asyl“ und „Pflegewohnheim“ würden Barrieren angehen. Es gelte, „zu Verbesserndes aufzuspüren“. Er werde für alle ansprechbar sein, alsbald etwa Verbindung aufnehmen zu Vereinen und Gruppierungen, um ins Gespräch zu kommen.

Mit „offenen Augen und Ohren“ werde er sich der Aufgabe stellen, sagte Rebmann. Der bisherige nominelle Ansprechpartner, Bürgermeister Egon Betz, freute sich über das neue Ehrenamt, das dazu geeignet sei, die Interessen beeinträchtigter Menschen angemessen zu vertreten. Die Fraktionen schlossen sich übereinstimmend an.

Kontakt zum neuen Inklusionsvermittler

Als kommunaler Inklusionsvermittler ist Hans Rebmann in Nehren ist ab sofort erreichbar unter 01708115688 oder inklusion@nehren.de und demnächst auch über die Gemeinde-Homepage. Auch in Mössingen und Ofterdingen sind entsprechende Stellen eingerichtet. Sie sind Teil eines von der Landesregierung geförderten Projekts. Mittlerweile gibt es mehr als 70 Inklusionsvermittler.