Osiander tritt aus dem HGV aus

Geschäftsführer Christian Riethmüller sieht Interessenkonflikte zwischen den Tübinger Händlern

Christian Riethmüller, Geschäftsführer von Osiander und von 2003 bis 2014 Vorstandsmitglied des Handel- und Gewerbevereins (HGV) Tübingen, tritt zum Jahresende aus diesem Verein aus. Teile des HGV hätten sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einer Interessenvertretung der inhabergeführten Geschäfte gegen die großen Filialisten entwickelt, sagte Riethmüller gegenüber dem TAGBLATT.

25.09.2018

Von Sabine Lohr

Christian Riethmüller. Archivbild: Metz

Christian Riethmüller. Archivbild: Metz

Als das in einem internen Schreiben kürzlich genau so ausgedrückt wurde, entschied er, aus einem Verband, dessen Interessen sich gegen ihn als großen Filialisten richten, auszutreten.

Ohne die großen Filialisten wie etwa H & M, Lush, Butlers, Zinser oder eben auch Osiander wäre die Innenstadt längst tot, mutmaßt Riethmüller. Dabei habe Tübingen im Vergleich zu anderen Städten immer noch viele kleinere, inhabergeführte Geschäfte.

Deren Inhaber hätten jedoch teilweise andere Vorstellungen als er. Riethmüller erinnert an eine Aktion einiger Händler im Sommer 2012, die auf gelben Plakaten in ihren Schaufenstern niedrigere Parkgebühren forderten. „Das zog einen riesigen Imageverlust nach sich“, so Riethmüller. Auch Klagen von Händlern über zu wenig Parkplätze und volle Mülleimer findet Riethmüller falsch. „Die Leute kaufen nicht deshalb nicht in Tübingen ein, weil die Mülleimer voll sind.“

Für „einen Aufschrei“ habe auch gesorgt, als er 2014 forderte, Parkplätze in der Altstadt zu entfernen, damit die Kunden ein schöneres Einkaufserlebnis haben. „Man muss sich fragen“, so Riethmüller, „ob – nicht nur in Tübingen, sondern auch in anderen Städten – ein Verband wie der HGV heute noch zeitgemäß ist.“ Denn auch die Politik habe sich geändert. Die Handel- und Gewerbevereine seien gegründet worden, um ihre Interessen gegenüber der Politik durchzusetzen. Doch die Politik tue inzwischen viel für den Handel. Auch in Tübingen. Als Beispiele nennt Riethmüller das neue Altstadtpflaster, den kostenlosen Samstagsbus und die städtische Unterstützung für den Umbrisch-Provenzalischen Markt und die Chocolart. Er stehe in gutem Kontakt mit der Stadtverwaltung, die immer ein offenes Ohr für seine Anliegen habe.

Er gehe ohne Groll, Wehmut oder Verbitterung, sagte Riethmüller. Sein Weggang könne für den HGV die Chance sein, sich umzustrukturieren.

Der HGV-Vorsitzende Jörg Romanowski sagte, der Verein bedauere Osianders Austritt sehr. Im Vereinsleben sei es normal, dass Mitglieder kommen und gehen. „Jetzt geht ein Großer.“

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Erstellt:
25.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 25.09.2018, 01:00 Uhr

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