Interview · Silke Bodenbender

TV-Drama: Geräte abstellen oder nicht?

Silke Bodenbender über ihre Rolle als verzweifelte Tochter in einem ZDF-Sterbedrama und warum sie den Film fast abgelehnt hätte.

23.10.2021

Von Cornelia Wystrichowski

Silke Bodenbender (links) im ZDF-Film „Bring mich nach Hause“. Er ist am Montag zu sehen.

Silke Bodenbender (links) im ZDF-Film „Bring mich nach Hause“. Er ist am Montag zu sehen.

Sie gehört zu den meistgefragten Schauspielerinnen im deutschen Fernsehen: Silke Bodenbender. Ihre Spezialität: schwierige Charakterrollen. Im TV-Drama „Bring mich nach Hause“ (Montag, 25. Oktober, ZDF) spielt sie die tiefgläubige Ulrike, deren Mutter nach einem Sturz ohne Chance auf Heilung im Koma liegt. Sollen die lebenserhaltenden Geräte abgestellt werden?

Frau Bodenbender, im Film „Bring mich nach Hause“ spielen Sie eine Frau, die über Leben oder Tod ihrer Mutter entscheiden muss, die im Wachkoma liegt. Hatten Sie Scheu vor dem schwierigen Stoff?

Silke Bodenbender: Ich muss zugeben: Als ich das Drehbuch bekam, dachte ich, dass das ein gutes, wichtiges Thema ist, aber ich musste einige Tage darüber nachdenken, ob ich es spielen möchte, denn das bedeutet ja auch, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Aber dann ist mir klar geworden, wie groß die Relevanz des Stoffes ist, gerade auch in Zusammenhang mit Corona, und ich dachte: Ich stelle mich dem.

Wie sah Ihre Beschäftigung mit dem Gegenstand aus?

Ich hatte mich schon vorher mit dem Thema Sterben befasst, ich bin ja Botschafterin des „Bundesverbands Kinderhospiz“ für schwerstkranke Kinder. Ich habe im Vorfeld des Films auch viel mit meiner Schwester geredet, die Palliativkrankenschwester ist, das sind Pflegekräfte, die unheilbar kranke und sterbende Menschen betreuen. Meine Eltern sind außerdem beide über 80, sie haben meine Schwester und mich schon vor mehr als zehn Jahren in ihre Gedanken über Krankheit und Tod eingeweiht und sehr viele Vorkehrungen getroffen.

Also zum Beispiel eine Patientenverfügung ausgestellt?

Ja, sie hatten sich über alles schon Gedanken gemacht, zum Beispiel auch über die Grabpflege – weil sie eben sehr fürsorgliche Eltern sind. Sie wollen die Verantwortung über den Tod hinaus übernehmen. Das ist schön und beschützend, aber ich wollte natürlich nicht darüber reden, dass sie überhaupt mal sterben könnten. Damals fand ich das noch sehr belastend, aber heute bin ich ihnen dankbar. Ich glaube, dass man den Hinterbliebenen mit einer Patientenverfügung viel Leid erspart, weil man ihnen Entscheidungen abnimmt, die sie sonst in der Ausnahmesituation treffen müssten.

Haben Sie für sich selber eine erteilt?

Nein, noch nicht. Aber mit diesem Film ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, weil man unerwartet aus dem Leben gerissen werden kann – was ich mir nicht gerne vorstelle.

Können Sie sich mit der von Ihnen gespielten religiösen Ulrike identifizieren, die sich weigert, die lebenserhaltenden Geräte bei der Mutter abzuschalten? Wie würden Sie in so einer Situation handeln?

Solange ich nicht in der Situation bin, kann ich das nicht wirklich beantworten. Ich bin überhaupt nicht religiös erzogen und anders als Ulrike kein gläubiger Mensch. Aber ich nehme an, dass ich die Geräte auch nur schwer abstellen und meine Eltern nur schwer gehen lassen könnte.

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Erstellt:
23.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 23.10.2021, 06:00 Uhr

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