Rugby

Gemeinsam an die Spitze der Welt

Der Brexit ist dem irischen Team egal. Es vertritt die ganze Insel und hat nicht nur eine sportliche Mission.

24.09.2019

Von SID

Yokohama. Boris Johnson dürfte die Aussagen des Rugbyspielers Rory Best als verbales Tackling empfunden haben. In Zeiten, in denen die Heimat hitzig über den Brexit diskutiert, sei die WM in Japan „eine großartige Gelegenheit“ der Welt zu zeigen, dass es auch zusammen geht. Best ist Nordire – und Kapitän der irischen Nationalmannschaft, die als „All-Island-Team“ die ganze Insel vertritt.

Best ist Hakler, eine der gefährlichsten Positionen im Rugby. Auch abseits des Platzes traut er sich was: Bei der Brexit-Abstimmung 2016 setzte sich der studierte Landwirt für den EU-Verbleib ein, in Japan warb er für Einigkeit: „Das Problem mit dem Brexit ist, dass keiner mehr so genau weiß, was Sache ist.“ Die irische Auswahl hat sich schon zu Zeiten des Nordirlandkonflikts über politische Probleme hinweggesetzt: „Es ging immer um den Sport und darum, dass eine Insel zusammen spielt und an einem Strang zieht.“

Als der „Government of Ireland Act“ die Insel 1920 in Nord und Süd teilte, machte der Rugby-Verband die Spaltung einfach nicht mit. Zwar ist Dublin die traditionelle Heimstätte, doch auch in Belfast wird gespielt. Die seit 1995 gesungene Hymne „Ireland?s Call“ beschwört den Zusammenhalt, auf dem Verbandslogo sind die Wappen aller vier historischen irischen Provinzen zu sehen und bei WM-Spielen wird neben der irischen Tricolore auch die „Flag of Ulster“ gezeigt. Beim 27:3-Sieg gegen Schottland zum WM-Start zeigten die Iren ihre Klasse. Ihre größte Stärke ist das Kollektiv. sid