Tübingen

Geld verschleudert

Zwischen Tübinger Tennisclub und Ruderverein entsteht ein naturnaher Park, durch den der Neckar etwas wilder fließt als bisher („Mehr Freiheit für den Neckar“, 13. April).

24.04.2019

Von Sibylle Matthes, Tübingen

Der Neckar in der Gartenstraße hinter dem Stauwehr soll renaturiert werden. Die Begradigung sei schlecht für die Ökologie. Weit schlimmer für die Ökologie ist in Wahrheit das Wasserkraftwerk und das Stauwehr. Ein Wasserkraftwerk stört unter anderem den Transport der Sedimente und die biologische Durchgängigkeit in einem Fließgewässer. Im Wasser lebende Organismen mit Wanderverhalten sind dadurch stark beeinträchtigt und können sich oft nur noch begrenzt in ihrem ursprünglichen Lebensraum ausbreiten.

Bei wandernden Fischarten ist dies auf den ersten Blick offensichtlich. Es stört den Fisch zunächst einmal nicht sonderlich, wenn er geradeaus schwimmen muss, weil irgendwann der Mensch die Kurve im Neckar begradigt hat. Die Mauer ist für den Fisch das weitaus größere Problem. Schlimmstenfalls wird er sogar in den Turbinen des Wasserkraftwerks zerschreddert. Und es gibt nicht nur Fische. So beeinflusst beispielsweise die Durchgängigkeit für Sedimente die Habitate der typischen Biozönosen und Indikatororganismen essenziell. Daher hat die Durchlässigkeit bei einer Wasserkraftanlage aus Sicht des Naturschutzes eine sehr viel höhere Priorität als der Ausbau von Flachwasserzonen und die Strukturierung der Uferbereiche in einem Gewässerabschnitt hinter einem Stauwehr.

Es sollte sinnvollerweise zuerst über alle Möglichkeiten einer (weit preiswerteren) ökologischen Modernisierung des Kraftwerks nachgedacht werden, bevor Steuergelder in Millionenhöhe für einen Flusspark verschleudert werden.

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Erstellt:
24.04.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 39sec
zuletzt aktualisiert: 24.04.2019, 01:00 Uhr

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