Geheime Wünsche: Wie rede ich mit dem Partner über Sex?

Auf der Kinoleinwand gehört es zur Normalität und viele Lieder handeln davon. Aber selbst mit seinem Partner über Sex reden? Das fällt schwer. Dabei wird Sex besser, wenn man drüber spricht.

06.11.2021

Von Suria Reiche/dpa

Hamburg. Paare, die über ihren gemeinsamen Sex sprechen und eventuelle Wünsche und Vorlieben artikulieren, sind erfüllter. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Schließlich ist es wie fast überall im Leben: Wer über seine Wünsche spricht, hat größere Chancen darauf, dass sie erfüllt werden. Aber warum fällt den meisten Menschen das vor allem dann schwer, wenn es um Sex geht?

Die Hamburger Psychologin Nele Sehrt sieht hier vor allem das Risiko als Grund, das man mit einem solchen Gespräch eingeht: „Es kann eine ganz schöne Herausforderung sein, mit jemandem über Sex zu sprechen, mit dem ich mich verbunden fühle. Immerhin riskieren wir ja auch viel – beispielsweise Zurückweisung, Ablehnung oder Disharmonie.“

Auch Carsten Müller, Sexual- und Paartherapeut aus Duisburg, erlebt es oft, wenn Menschen in seine Praxis kommen. Sex gleicht für sie einem Tabu-Thema. „Sexualität ist immer noch etwas, das Scham auslöst. Dabei ist sie für viele Menschen ein Grundelement für eine dauerhafte Zufriedenheit in der Partnerschaft.“ Und deswegen muss über sie gesprochen werden, sagt Sexualmediziner Georg Pfau aus Linz: „Tatsächlich beruhen viele sexuelle Störungen auf einem Kommunikationsdefizit“, sagt er.

Mehr als Porno-Phantasien

Für Nele Sehrt geht es bei dem Austausch erstmal gar nicht um (Porno)-Fantasien wie Dreier oder Blowjob-Techniken, sondern darum, was miteinander Freude bereitet und dazu führt, dass das Gemeinsame intensiviert wird. „Das fängt schon bei der Art der Berührung an, bei dem Zauber des ersten Blicks und beim Thema Verführung.“ Aber wie stellt man das als Paar an, ohne dass das Gespräch komisch, erniedrigend oder gar peinlich wird? Carsten Müller rät, Druck rauszunehmen: „Sex muss gar nicht immer etwas Besonderes sein.“

Und wo spricht man am besten über Sex? Am Ort des Geschehens, also im Bett? Auf keinen Fall, meinen Experten. „Ein solches Gespräch sollte am besten außerhalb der sexuellen Aktion stattfinden“, sagt Nele Sehrt. Laut Georg Pfau sei aber auch der Frühstückstisch schlecht: „Da sind die meisten Leute nicht bereit, über Sex zu reden.“

Carsten Müller findet: „Es ist wichtig, dass das Gespräch an einem neutralen Ort und in einer neutralen Situation stattfindet.“ Dabei gehe es aber nicht darum, „jede Fantasie rauszuhauen, die man hat. Es darf auch Dinge geben, die ich dem anderen nicht erzähle.“ Dann geht es darum, die richtigen Worte zu finden: Eine Idee sei laut Müller, mit dem Partner drei Fragen zu entwickeln, die wechselseitig beantwortet werden. „Zum Beispiel: Wie benennen wir unsere Geschlechtsteile? Welche Orte mögen wir?“

So ein Gespräch sollte nicht nur einmal stattfinden. „Sexualität ist etwas, womit man nie fertig ist“, sagt Müller. Und etwas, was wertschätzend kommuniziert werden sollte. Georg Pfau warnt vor Killerphrasen: „Das ist ja pervers“ zu sagen, wenn der andere einem seine Wünsche erzählt, sei kontraproduktiv. Besser wäre: „Steh ich nicht so drauf.“ dpa