Museum der Universität Tübingen

Schatz des Monats: Gefäße für ein Bier aus Maniokbrei

Eine Reise nach Tübingen zu den Shipibo-Conibo – eine Grundlage für das Objekt des Dezembers.

13.12.2019

Von ST

Eine unverkennbare Ornamentik haben die Gefäße des Shipibo-Conibo-Stammes.Bild: Ralf Meyer

Eine unverkennbare Ornamentik haben die Gefäße des Shipibo-Conibo-Stammes.Bild: Ralf Meyer

„Um es gleich zu sagen, ich war nicht dort, nämlich in Peru am Ucayali ... Stattdessen ein ethnologisches Museum mitten in Europa, in dessen zentraler Halle ich erst einmal drei Objekte wahrnahm, drei große Gefäße, von Shipibo-Frauen gebaut und ornamentiert ...“ Diese Sätze hat die Künstlerin Silke Radenhausen im Jahr 2001 dem Text vorangestellt, in dem sie das Werk begründet und erklärt, das vom Museum der Universität MUT als Objekt des Monats Dezember ausgewählt wurde. Es befindet sich in der „Weltkulturen-Abteilung“ im Fünfeckturm des Schlosses.

Mit „Ucayali“ ist einer der großen Quellflüsse des Amazonas im Tiefland von Peru gemeint. An seinen Ufern leben die Angehörigen des Shipibo-Conibo-Stamms. Dieser Stamm ist besonders bekannt geworden, weil seine Frauen es zu größter Meisterschaft bei der Verzierung insbesondere der von ihnen geschaffenen Keramiken und Textilien gebracht haben, und zwar mit unverkennbaren, nur ihnen zuzuordnenden Ornamenten. Eine Gruppe von drei besonders großen mit diesen Ornamenten verzierten Keramiken steht in der Dauerausstellung der Weltkulturen-Abteilung des MUT. Die beiden größten dienen der Zubereitung von einer Art Bier aus in Wasser gelöstem Maniokbrei, der in den Gefäßen zum Gären gebracht wird.

Die Künstlerin Silke Radenhausen wurde in die „Weltkulturen-Abteilung“ des MUT eingeladen, weil sie sich stark für das Thema Ornamentik interessierte. Hinter der Einladung stand der Wunsch, sie könnte sich von den Ornamenten der Shipibo-Frauen zu einer Ausstellung in Tübingen inspirieren lassen, und zwar in der von ihr entwickelten künstlerischen Technik der Gestaltung von sowohl flächigen wie in
Faltenwürfen dreidimensionalen Kunstwerken, bei denen stets
als Grundmaterial Malerleinwand (gewaschen, ungewaschen, gefärbt, genäht, bestickt) verwendet wird.

Nach einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren fand diese Ausstellung 2001 statt. Dabei bezog die Künstlerin weit über die Ornamentik hinausgehend ihre Impressionen von Tübingen in die Gestaltung ihrer eigenen Werke ein, da sie dort die Shipibo-Objekte als total losgelöst von deren ursprünglichem Ort vorgefunden hatte.

Das zentrale Objekt jener Ausstellung, unser Objekt des Monats Dezember, spiegelt dieses Vorgehen in der Kombination der Shipibo-Ornamente mit einer kartographischen Darstellung der Umgebung des Tübinger Schlosses sowie der Ornamentik eines speziellen Fachwerks aus der Tübinger Altstadt wider.

Weil das Werk hinter Glas nicht geschützt werden kann, bleibt es nur für den Dezember als Objekt des Monats ausgestellt. Dr. Volker Harms

Öffnungszeiten

Im MUT, dem Museum für die Alten Kulturen auf Schloss Hohentübingen werden derzeit etwa 4000 Objekte von der Urgeschichte bis zur Klassischen Antike präsentiert. In der Reihe „Schatz des Monats“ stellen Kustodinnen und Kustoden die Highlights vor. Das Museum hat Mi bis So von 10 bis 17 und Do von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Infos unter 0 70 71 / 29 77 579

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Erstellt:
13.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 22sec
zuletzt aktualisiert: 13.12.2019, 01:00 Uhr

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