Einfädeln bei Tempo 100 ins B27-Nadelöhr

Gefährliche Problemstelle beim Umspannwerk?

Allein dieses Jahr hat es fünf Mal an der Fahrbahnverengung zwischen Dußlingen und Ofterdingen gekracht. Die Polizei sieht aber keinen Unfallschwerpunkt.

16.12.2016

Von Moritz Siebert

Vor allem nach Feierabend bildet sich auf der B27 zwischen Dußlingen und Ofterdingen Stau.Bild: Franke

Vor allem nach Feierabend bildet sich auf der B 27 zwischen Dußlingen und Ofterdingen Stau.Bild: Franke

Nach dem Dußlinger Tunnel bleibt die B 27 in Richtung Ofterdingen noch etwa einen halben Kilometer lang zweispurig. Nach der Röhre folgt die Abfahrt nach Nehren, danach der B27-Zubringer von diesem Ort. Dann verengt sich die Fahrbahn. Im Tunnel gilt Tempo 80, danach Tempo 100. Erst wenn die Straße einspurig ist, müssen die Autofahrer ihre Geschwindigkeit wieder reduzieren. Vor allem nach Feierabend staut sich der Verkehr auf dem Abschnitt zwischen Dußlingen und Ofterdingen, und an besagter Engstelle kommt es regelmäßig zu Unfällen.

Am Mittwochabend dieser Woche unterschätzte ein 53-jähriger Mann aus Oberbayern das Stau-Ende an der Einfädelstelle und raste in einen Pkw (wir berichteten). Dieser wurde zwischen dem Auto des 53-Jährigen und einem weiteren Wagen eingequetscht. Die beiden Insassen musste die Feuerwehr schwerverletzt freischneiden.
Es war nicht der erste Unfall in diesem Jahr an diesem Ort (siehe unten). In einem offenen Brief hat die Kreistagsfraktion der SPD am Freitag das Landratsamt, das Regierungspräsidium und das Verkehrsministerium aufgefordert, den angeblichen Unfallschwerpunkt beim Nehrener Umspannwerk zu entschärfen. Hinweise auf die Staugefahr und die Biegung der Straße müssten wesentlich verstärkt werden, heißt es im Schreiben, zum Beispiel durch permanent blinkende Lampen und ein Staugefahr-Schild. „Eine Geschwindigkeitsreduktion auf Tempo 80 und das Vorverlegen des Überholverbots könnten zusätzlich helfen.“

Schon vor einem Jahr habe die SPD-Fraktion mit der Verkehrsabteilung im Landratsamt über die Problemstelle gesprochen, heißt es im Schreiben außerdem. Geschehen ist aber nichts. Auch nach dem jetzigen Aufruf sind die Aussichten auf Entschärfung wohl eher schlecht.

„Es ist nie und nimmer ein Unfallschwerpunkt“, sagt Polizeisprecher Josef Hönes. Es handle sich um ein Nadelöhr, ähnlich wie in Bad Sebastiansweiler. Die Verkehrsführung ist nach seiner Ansicht für die Unfälle aber nicht entscheidend. Die Unfallverursacher seien „entweder abgelenkt oder unaufmerksam“. Der Rückstau entstehe auch nicht an der Stelle, an der sich die Fahrbahn verengt, sondern in Ofterdingen, erklärt Hönes. Und die Unfälle von diesem Jahr hätten sich zum allergrößten Teil erst auf dem einspurigen Abschnitt, und nicht davor oder direkt am Übergang ereignet. Der Unfall diese Woche mache da die Ausnahme. Auch die Geschwindigkeit sei nicht als Ursache für die Unfälle auszumachen, meint Hönes. Außer dem Zusammenstoß vom Mittwoch habe es sich um verhältnismäßig leichte Unfälle gehandelt dieses Jahr, bei denen das Tempo der jeweiligen Verursacher nicht allzu hoch war.

Auch auf dem Regierungspräsidium ist die Fahrbahnverengung zwischen Dußlingen und Ofterdingen nicht als Unfallschwerpunkt bekannt.

Unfälle an der B 27-Verengung Richtung Ofterdingen

14. Dezember 2016 Ein BMW-Fahrer erkennt das Stau-Ende nicht rechtzeitig und rast in den Wagen vor ihm. Die beiden Insassen verletzen sich lebensgefährlich.

2. Dezember 2016 Bei einem Auffahrunfall verletzt sich eine Person leicht. Zwei Fahrzeuge sind in den Unfall involviert.

17. Mai 2016 Ein Mann aus der Schweiz setzt kurz vor dem Übergang zur Einspurigkeit zum Überholmanöver an und rast in einen Wagen, dessen Fahrer wegen des Stau-Endes bremsen musste. Insgesamt sind vier Autos in den Unfall verwickelt.

14. April 2016 Bei einem Auffahrunfall werden vier Autos beschädigt. Eine Person verletzt sich leicht.

26. Januar 2016 Ein 53-Jähriger Mann gerät mit seinem Wagen auf die Gegenfahrbahn und stößt mit dem Wagen einer jungen Frau zusammen. Verletzt wird niemand. Die beiden Autos sind schwer beschädigt.

22. Oktober 2015 Ein Lkw-Fahrer erkennt das Stau-Ende nicht rechtzeitig. Er will abbremsen, verwechselt aber Brems- mit Gaspedal und rast in den Wagen vor ihm. Vier Autos sind in den Unfall verwickelt, fünf Personen verletzen sich schwer.

Zum Artikel

Erstellt:
16.12.2016, 21:43 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 16.12.2016, 21:43 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.
Aus diesem Ressort

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!