Fußball

Rekordverdächtige Absageflut

Boateng ist wieder fit, aber sieben Nationalspieler fehlen im Prestigeduell.

11.10.2018

Von UWE

Berlin. Joachim Löw schlendert mit tief in den Taschen vergrabenen Händen über den Trainingsplatz. Mit sorgenvoller Miene verfolgt er die Übungen seiner Stars. Der größte Wunsch des Bundestrainers: Bloß keine weiteren Verletzten. Es droht schließlich der Sturz in die europäische Zweitklassigkeit.

Vor dem Prestigeduell in der Nations League beim Erzrivalen Niederlande muss Löw improvisieren. Gleich sieben fest eingeplante Spieler haben dem 58-Jährigen für die Begegnung am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Amsterdam abgesagt. „Man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen“, sagte Löw-Assistent Marcus Sorg, fügte jedoch kämpferisch an: „Wir haben schon öfter gezeigt, dass wir damit umgehen können.“

Sorg brach zugleich eine Lanze für die fehlenden Profis. Er sei „hundertprozentig davon überzeugt, dass alle Beteiligten seriös mit der Situation umgehen und keiner frühzeitig die Segel streicht“. Nach den vielen Ausfällen waren Mutmaßungen aufgekommen, dass sich einige nur leicht angeschlagene Spieler wegen der hohen Belastung in den vergangenen Wochen eine Auszeit genommen haben könnten.

Gestern ereilten Löw die nächsten schlechten Nachrichten. Nach Marco Reus, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Nils Petersen mussten auch Leon Goretzka und Torhüter Kevin Trapp passen. Mit der Nachnominierung von Serge Gnabry und Bernd Leno reagierte Löw. Zuvor hatte er bereits Emre Can dazu geholt.

Antrittsgeld erhöht

„Wir haben genug Möglichkeiten, um uns einzustellen und vorzubereiten“, sagte Löw. Dennoch ist er einiger Optionen beraubt. Timo Werner muss wohl wieder in den Sturm. Im zentralen Mittelfeld schmerzen die Ausfälle der formstarken Reus und Gündogan. „Das gehört leider dazu. Der Kader, der hier ist, ist aber schlagkräftig und hat gute Chancen, gute Ergebnisse zu erzielen“, sagte Julian Draxler. Immerhin meldete sich Jerome Boateng nach seinem Infekt fit und trainierte mit. „Die Blutwerte sind gut“, berichtete Sorg.

Zwar gibt es an der Sinnhaftigkeit der Nations League immer mehr Kritik, die Europäische Fußball-Union Uefa lässt sich aber nicht beirren. Sie legt finanziell nach. Die „Solidaritäts- und Bonuszahlungen“ für den neuen Wettbewerb wurden jeweils um 50 Prozent erhöht. Demnach steigt allein das Antrittsgeld in der höchsten Liga, in der Deutschland spielt, von 1,5 Millionen Euro auf 2,25 Millionen. dpa