Bieringen · Kirbe

Kübelesrennen: Gaudi auf dem seichten Neckar

Bieringen hat für seine dreitägige Kirbe mächtig aufgefahren. Bei Spätsommerwetter gab es am Sonntag das Kübelesrennen. Heute Kehraus im Festzelt.

29.09.2019

Von Werner Bauknecht

Sklavinnen im Rentenalter schleppten eine Pyramide auf dem Fluss beim Kübelesrennen, während die Wasserkamele ruhten. Bild: Werner Bauknecht

Sklavinnen im Rentenalter schleppten eine Pyramide auf dem Fluss beim Kübelesrennen, während die Wasserkamele ruhten. Bild: Werner Bauknecht

Etwa 1500 Besucher säumten gestern beide Ufer des Neckars in Bieringen, auch die beiden Brücken waren voll besetzt. Die Leute wollten freien Blick haben auf das, was von 14 Uhr an den Neckar heruntertrieb.

Lorenz Truffner, Ortschaftsrat in Bieringen, moderierte auf der Fußgängerbrücke. „Die Kübelesfahrer haben heut’ Wetterglück, aber kein Wasserglück.“ Was er meinte: Der Neckar führte wenig Wasser, etliche Kübel konnten wegen zu großen Tiefgangs nicht starten. Am Ende gingen aber doch 18 phantasievoll gestaltete Vehikel in den Neckar.

Start war, wie immer, oberhalb des Zusammenfließens von Starzel und Neckar. „Da wird es immer gefährlich“, erklärte Truffner, „da entstehen Wellen und man kann die Dinger nicht mehr kontrollieren.“ Die Wassertemperatur betrage 19,5 Grad: „Wer es nicht glaubt, kann ja reinsteigen und nachmessen.“ Das Ziel war unterhalb der Fußgängerbrücke auf Höhe des Festzelts. Dort gibt es eine perfekte flache Anlandezone. Ob neben dem Fluss, auf dem Fluss oder im Fluss – die Kameraden der Feuerwehr achteten an jedem Punkt darauf, dass nichts passierte.

Der erste Kübel, angekündigt von Truffner, war denkbar ungeeignet für einen Fluss – es war ein schwimmendes Flugzeug. Drin saß Roland Kübler, das Gefährt hatte er „Überflieger“ genannt. Kübler war der Stimmenkönig Bieringens bei der Wahl im Mai, und so passt, laut Truffner alles zusammen: „Ein politischer Überflieger, und dann heißt er auch noch Kübler, da ist der Kübel nicht weit.“ Nach einem schönen Pippi-Langstrumpf-Vehikel tauchte ein weiterer Kübel auf. „Man hat mir bloß gesagt, dass ein Auto kommt“, so der Moderator, „aber ein Auto mit Schlagseite erkenne ich auch so auf dem Neckar.“ So kam es auch angetrudelt, konnte sich aber auf der Spur halten.

Bilder vom Kübelesrennen 2019 in Bieringen

Bilder: Lucie Schweizer
Kübelesrennen 2019 in Bieringen. Bild: Lucie Schweizer
Kübelesrennen 2019 in Bieringen. Bild: Lucie Schweizer

© ST

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Am Abend vor dem Rennen, am Samstag, gab es große Party im Zelt. „Wasen-Party war, und viele der Gäste im vollgepackten Zelt kamen im Dirndl oder in den Krachledernen. Für allerbeste musikalische Stimmung sorgten die Schönis, eine 17 Mann und Frau starke Kapelle aus Pfullingen.

Von der Party berichtete auch der zweite Moderator des Rennens, Hermann Blöchle. Er brachte gleich einen neuen Rennteilnehmer mit. Zu später Stunde im Zelt hatten ein paar Jungs Junggesellenparty gefeiert, aber es gab nichts mehr zu trinken. „Wenn der Bräutigam morgen mitmacht, gibt’s noch Bier“, hatte Blöchle versprochen. Und da erschien er auch, der leicht derangierte Bräutigam namens Achim. In einem Traktor saß er, und wirbelte etwas haltlos auf dem Wasser herum. Die Feuerwehrleute wiesen ihm die rechte Fahrrinne.

Ein „Interkulturelles Boot“ bildeten vier Jungs aus Bieringen, Schwalldorf und Bad Niedernau, während die Familie Hinger aus der Bieringer Mühle einen 350-Kilo-Kahn zu Wasser ließ. Drei Kajaks tragen die Konstruktion: Eine Mühle nämlich, bei der die Flügel sich drehen. Ein Zweimann-Kanu kam. Einer der Kanuten hat laut Blöchle sein Wasserbett mit Neckarwasser gefüllt.

Zwischen den teilweise riesigen Kübele irrte plötzlich in einem Gefährt mit Drachenkopf, einsam Rottenburgs Erster Bürgermeister Thomas Weigel über die träge Wasseroberfläche. „Wir haben extra den längsten Bürgermeister genommen, der kann grad noch stehen im Wasser“, ulkte der Moderator. Ein ägyptisches Pyramidenboot kurvte um den Brückenpfeiler, die Besatzung im Kleopatra-/Ramses-Outfit.

„Die werden mit den Booten immer professioneller“, lobte Klara Erb aus Horb, die schon seit Jahren zum Rennen kommt. „Irgendwann säuft da gar keins mehr ab, und der ganze Spaß ist weg.“

Zum Ende wurde es musikalisch: Die Lumpenkapelle Bieringen trieb auf einem Neckarfloß daher, die Feuerwehr lenkte es zu Fuß. Bei der Musik sang sogar Lorenz Truffner durchs Mikro lauthals mit.

Heute beginnt der letzte Kirbetag des Musikvereins um 15 Uhr mit dem Kinder- und Seniorennachmittag. Zum Handwerkervesper mit Schälripple begleitet von 18 Uhr an der Musikverein Obernau, die Bauernkapelle Trillfingen spielt ab 20 Uhr den Kehraus.

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Erstellt:
29.09.2019, 20:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 29.09.2019, 20:00 Uhr

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