Multi-EM

Ganz Europa soll nach Schottland schauen

Erstmals sucht ein halbes Dutzend Sportarten unter dem Titel „European Championships“ rund um Glasgow die Besten des Kontinents.

01.08.2018

Von Katja Sturm

Sechs Sportarten ein Land: In Schottland geben sich die besten Europäer von Rudern (oben links) bis Triathlon (unten rechts) die Ehre. Grafiken: SWP

Sechs Sportarten ein Land: In Schottland geben sich die besten Europäer von Rudern (oben links) bis Triathlon (unten rechts) die Ehre. Grafiken: SWP

Sie fühlen sich zu kurz gekommen. Triathleten, Schwimmer oder Turner sehen sich abseits der nur alle vier Jahre stattfindenden Olympischen Spiele vom Fußball an den Rand gedrängt, erhalten selten die Aufmerksamkeit, die die hochkarätigen Leistungen verdienen. Eine neue Veranstaltung soll nun mitten in der Olympiade Abhilfe schaffen. Sieben Sportarten haben sich zusammengeschlossen, um zwischen dem 2. und 12. August gemeinsam ihre Europameisterschaften auszutragen und sich so ein Zeitfenster im Fernsehen zu sichern, das in ähnlicher Größe ansonsten nur noch den Winterdisziplinen gegönnt wird. Dabei messen sich bei der ersten Auflage dieser European Championships die Leichtathleten in Berlin (siehe Info), während alle andere Disziplinen einen Platz in Schottland gefunden haben.

Investitionen in neue Sportstätten wollte man vermeiden. So überschlagen sich die Kunstturner zwar wie schon bei der WM 2015 in der Hydro-Arena von Glasgow, und auch die Beckenschwimmer und Radfahrer kämpfen in der Hafenstadt am Clyde um Medaillen. Doch die Wasserspringer müssen in das 75 km entfernte Edinburgh reisen, die Freiwasserspezialisten kraulen durch den Loch Lomond, Triathleten und Ruderer messen sich im Strathclyde Country Park, und die Golfer haben ihren Abschlag in Gleneagles. Für sie wurde extra eine Team-EM für Profis eingeführt.

Andere haben lediglich den Zeitpunkt ihrer regulären Titelkämpfe verschoben. Dabei bringt man dem kontinentalen Messen unterschiedliche Wertschätzung entgegen. Für die deutschen Ruderer etwa bedeutet der Stopp auf der Insel nicht mehr als eine Zwischenstation auf dem Weg zur WM im September. So ist der Verband nur in neun Klassen vertreten, unter anderem mit dem Deutschland-Achter, der sich einen Monat vor seiner Titelverteidigung inmitten der europäischen Konkurrenz schadlos halten soll.

Die Beckenschwimmer stellen sich mit dem aktuell stärksten Team der Bewährungsprobe. Die Langstreckler Sarah Köhler und Florian Wellbrock, die auch das Erfolg versprechende Mixed-Quartett im Freiwasser ergänzen, die WM-Zweite Franziska Hentke sowie Lagenspezialist Philip Heintz gehören zu den Medaillenkandidaten. Um die Staffeln abzusichern, gönnt Bundestrainer Henning Lambertz sogar Athleten die Reise, die von ihren Vorleistungen her eigentlich nur eine Reserverolle spielen sollten. Bei den Wasserspringern ist der WM-Zweite Patrick Hausding immer für Podestplätze gut. Allerdings muss der Berliner verletzungsbedingt auf den bewährten Synchronpartner Stephan Feck verzichten, auch das Karriereende von Turmspezialist Sascha Klein schmälert die Chancen.

Im Turnen führt Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer eine Riege an, in der in Elisabeth Seitz, Sophie Scheder und Tabea Alt gleich drei Medaillengewinnerinnen jüngster Großereignisse ausfallen. Dennoch bleibt Bundestrainerin Ulla Koch hinsichtlich der Finalteilnahmen im Teamwettbewerb und an einzelnen Geräten optimistisch. Im EM-Kader von Kollege Andreas Hirsch darf vor allem der Olympiazweite Marcel Nguyen am Barren auf eine Medaille hoffen.

Tour-Teilnehmer am Start

Bei den Radsportlern richtet sich nach der gestrigen Absage von André Greipel auf der Straße der Blick vor allem auf Tour-Etappengewinner John Degenkolb, der bis zum Ende der Multi-EM Zeit hat, seine von der Großen Schleife womöglich noch müden Beine wieder in Form zu bringen. Der Auftritt der ambitionierten Bahnradsportler bleibt von dem schweren Unfall von Olympiasiegerin Kristina Vogel überschattet, über deren Gesundheitszustand weiterhin wenig zu erfahren ist. Teamsprint-Partnerin Miriam Welte peilt die Titelverteidigung im 500 m Zeitfahren an.

Bei den Mountainbikern richtet sich der Fokus vor allem auf den Vorjahresdritten Manuel Fumic, während Peking-Olympiasiegerin Sabine Spitz, von einem Sturz gehandicapt, im Vorfeld kaum trainieren konnte. Derweil setzen die deutschen Triathleten besonders auf die Mixed-Staffel, die allerdings erst nach den vorherigen Einzelwettbewerben benannt werden soll.

Siebte Sportart Leichtathletik

Grafik: SWP

Grafik: SWP

Während das Sextett an Sportarten in Schottland um europäische Titel und Medaillen kämpft, gehen ebenfalls im Rahmen der „European Championships“ in Berlin die Europameisterschaften der Leichtathleten über die Bühne. Dabei ist Diskuswurf-Olympiasieger Robert Harting das Zugpferd der Wettkämpfe in der Bundeshauptstadt. Das Berliner Urgestein wird seit gestern an jedem Abend von 22.30 Uhr bis Mitternacht als XXL-Athlet auf die Fassade des Upper-West-Hochhauses in der Berliner City projiziert – bis zum 8. August, an dem das Diskuswurf-Finale stattfindet.

Robert Harting, der sich als Dritter der deutschen Meisterschaften für die EM qualifiziert hatte, beendet am 2. September beendet beim Berliner Istaf seine erfolgreiche Karriere als Leistungssportler.

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Erstellt:
01.08.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 01.08.2018, 06:00 Uhr

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