Ihre Kleider fingen Feuer
Gambierin erlitt schwere Brandverletzungen / Hoffnung ruht auf OP in Tübingen
Fatoumatta Fatty hat bei einem häuslichen Unfall in Gambia schwere Brandverletzungen erlitten. Weil man ihr in der Heimat nicht helfen konnte, kam sie nach Deutschland. Nun soll sie an der BG in Tübingen operiert werden, doch die Behandlung kostet viel Geld.
Eningen. Es geschah im Dezember 2014. Fatoumatta Fatty hockte vor ihrer offenen Feuerstelle und kochte. Dabei geschah das Unglück. Ihre Baumwollkleider fingen plötzlich Feuer. Der Stoff brannte sich in Windeseile tief in die Haut hinein. Großflächige Brandverletzungen an Händen, Oberkörper, Hals und Kinn waren die Folge. Und unmenschliche Schmerzen. Weil sie in ihrer Heimat nicht behandelt werden konnte, sondern lediglich Schmerzmittel bekam, flog sie ins Nachbarland Senegal, wo die medizinische Versorgung etwas besser ist.
Mehrfach wurde sie in der Hauptstadt Dakar operiert – mit geringem Erfolg. Obwohl die Hauttransplantationen nicht gelungen sind, hieß es, sie sei austherapiert. Die Schmerzen aber blieben. Um den Kopf überhaupt bewegen zu können, muss sie ständig eine Art Halskrause tragen. In Dakar erfuhr sie, dass es in Tübingen einen auf Brandverletzungen spezialisierten Arzt gibt, der könne ihr vielleicht helfen. Sie erzählte es ihrem Bruder Karanta Fatty, der schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt.
Karanta Fatty war in seinem Heimatland politisch verfolgt und hat mittlerweile in Deutschland eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Seit August 2015 lebt er in Eningen in der Wohnung direkt unter dem Glockenturm der Andreaskirche. Gemeinsam mit Achim Haag, den er vom Asylcafé in Reutlingen kennt, setzte der 45-Jährige alle Hebel in Bewegung, um seiner älteren Schwester zu helfen. Er erkundigte sich nach dem Spezialisten, erfuhr, dass es sich um Prof. Hans-Eberhard Schaller an BG Unfallklinik handelt. Im Dezember 2015 erhielt Fatoumatta endlich ein Touristenvisum, zunächst für drei Monate. Das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen übernahm die Flugkosten. Im Januar flog die 51-Jährige, begleitet von Edirisa, einem weiteren Bruder, nach Deutschland. Edirisa spricht Englisch, Fatoumatta selbst nur die Landesprache.
Eine erste Untersuchung bei Prof. Schaller an der BG ergab, dass eine Operation sinnvoll und erfolgversprechend ist. Haag: „Die Möglichkeit besteht, dass sie danach ein schmerzfreies Leben führen kann.“ Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Operiert werden kann erst, wenn die Kosten für die Behandlung beisammen sind. Rund 22 300 Euro kosten die Operation und der Krankenhausaufenthalt. „Das ist eine Menge Geld“, sagt Fatty, der selbst über kein Vermögen verfügt und momentan von einem kleinen Praktikantengehalt lebt. Deshalb rühren er und Haag, unterstützt von der Evangelischen Gemeinde, jetzt die Werbetrommel und sammeln Spenden für seine Schwester. Bei verschiedenen gemeinnützigen Organisationen haben sie bereits nachgefragt, auch bei einigen Firmen. Weil die oft aber mir nur Projekte und keine Einzelpersonen fördern, gehen sie nun auch an die Öffentlichkeit.
Wenn die Finanzierung geklärt ist, könnte die stationäre Behandlung im Mai beginnen. Bis dahin heißt es Warten. Für Fatoumatta und ihre Brüder, die momentan auf engstem Raum in Eningen zusammenleben, keine einfache Zeit. Während des Gesprächs mit dem TAGBLATT sitzt die Gambierin still, fast apathisch auf dem Sofa in der kleinen Wohnung ihres Bruders. Es ist unschwer erkennbar, dass sie sich nicht wohl fühlt. Sie leidet. Nicht nur wegen der starken Schmerzen, die sie seit dem häuslichen Unfall ständig im Brust und Halsbereich verspürt, sondern auch weil kein Tag vergeht an dem sie nicht großes Heimweh hat. Nach ihren Kindern, ihren Enkeln und ihrer Heimat. Für ihren Bruder Edirisa, der als Begleitperson mitreisen durfte, ist die Langeweile ein großes Problem. Immerhin kann er jetzt an der VHS einen Deutschkurs besuchen. „In Gambia ist alles ganz anders, dort spielt sich das Leben draußen ab“, erklärt Karanta Fatty. Seine Schwester wolle nur möglichst schnell wieder gesund werden „und dann nach Hause“.
Er selbst kann sich eine Zukunft in Gambia freilich nicht mehr vorstellen. „Ich bin schon seit 13 Jahren hier, das ist ewig.“ Er fühle sich in Deutschland sehr wohl, sagt der groß gewachsene Mann, der sich mittlerweile selbst in der Flüchtlingsbetreuung engagiert und im Pool der Übersetzer ist. Menschen zu helfen, mache ihm Spaß, betont der 45-Jährige, der demnächst an der Tropenklinik in Tübingen eine Ausbildung zum Krankenpfleger beginnen wird: „Darauf freue ich mich sehr.“ Noch mehr freuen würde er sich, wenn es bald mit der Operation seiner Schwester klappen würde.
Spendenaufruf für Fatoumatta Fatty
„Es geht nicht um eine kosmetische Operation, sondern darum, dass Fatoumatta endlich wieder schmerzfrei leben kann“, betont Achim Haag vom Asylcafé in Reutlingen, der die Spendenaktion koordiniert. Rund 22 300 Euro kosten OP und Klinikaufenthalt. Bei der Kreissparkasse Reutlingen wurde hierfür folgendes Spendenkonto des Diakonieverbandes Reutlingen eingerichtet:
Iban: DE90640500000000259411
BIC: SOLADES1REU
Kennwort:: „Behandlung Fatoumatta Fatty“.