Kreis Tübingen · Tourismus

Gäste zieht es in die Region

Mit 174000 Übernachtungen im ersten Halbjahr steht der Kreis Tübingen gut da.

26.08.2022

Von ST

Vom „Boom nach der Corona-Flaute“ spricht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aus der Region Stuttgart, NGG. Speziell für den Kreis Tübingen zieht sie eine durchweg positive Bilanz. Im ersten Halbjahr, so die NGG, habe es im Landkreis Tübingen rund 174 000 Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland gegeben – das sind 150 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2021. Allerdings habe es 2021 zum Teil noch ein Beherbergungsverbot bei Privatreisen gegeben, das habe als „Tourismus-Bremse“ gewirkt.

„Dass wieder viel mehr Urlauber und Geschäftsreisende in den Kreis Tübingen kommen, ist für das Hotel- und Gaststättengewerbe eine gute Nachricht – vor allem auch für die Beschäftigten. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie kehrt die Branche Stück für Stück auf das alte Niveau zurück“, sagt Hartmut Zacher, Geschäftsführer der NGG-Region Stuttgart. Von der „Normalität“ seien viele Hotels, Pensionen und Wirtshäuser aber noch weit entfernt. Denn den Unternehmen gelingt es nach Beobachtung der Gewerkschaft kaum, genug Personal für die wachsende Arbeit zu finden.

Im Gastgewerbe falle die Suche nach qualifizierten Kräften besonders schwer. Das liege vor allem an den Arbeitsbedingungen, urteilt Zacher. So klagten im letzten DGB-Ausbildungsreport 59 Prozent der angehenden Hotelfachleute und 54 Prozent der Azubis in der Küche, regelmäßig Überstunden machen zu müssen – ein Spitzenwert. „Wer im Gastgewerbe arbeitet, ist nicht nur spätabends oder am Wochenende im Einsatz. Die Beschäftigten erfahren oft erst am Vortag vom Chef, dass sie einspringen sollen, zum Beispiel, weil sich die Wettervorhersage geändert hat und einen Run auf den Biergarten erwarten lässt. So könne aber niemand seinen Alltag planen – schon gar nicht, wer Kinder hat“, so Zacher. Nach Einschätzung des Gewerkschafters ist ein erheblicher Teil der rund 3160 Menschen, die das Gastgewerbe im Kreis Tübingen laut Arbeitsagentur beschäftigt, von dieser „Arbeit auf Abruf“ betroffen.

Wichtig sei für die Branche „eine Personaldecke, die dick genug ist, um auch kurzfristig Events wie Geburtstage oder Hochzeiten ausrichten zu können“, betont Zacher. Die Betriebe sollten sich zu tariflichen Standards bekennen. In einem Punkt seien Hotels und Gaststätten als Arbeitgeber attraktiver geworden: Die Löhne in der Branche sind nach dem aktuellen Tarifvertrag für Baden-Württemberg deutlich gestiegen. So liegt der Einstiegsverdienst jetzt bei 12,30 Euro pro Stunde. Fachkräfte kommen auf einen Stundenlohn von mindestens 14,60 Euro.