Mehr Geld für alle

Fußball-Bundesligisten teilen neue Erlöse aus dem Verkauf der Fernsehrechte weiter solidarisch

Auch auf Druck der DFL-Bosse halten die 36 Profiklubs an dem bewährten Konzept der zentralen Vermarktung fest. Die Verteilung der Erträge wird erst geregelt, wenn der nächste TV-Vertrag unterschrieben ist.

03.12.2015

Von ARMIN GRASMUCK

Fußball-Bundesligisten teilen neue Erlöse aus dem Verkauf der Fernsehrechte weiter solidarisch

Ulm/Frankfurt. Plötzlich schienen sich alle lieb zu haben. Karl Hopfner, der Präsident des FC Bayern fachsimpelte in ruhigem Ton mit dem Mann, von dem er deutlich mehr Unterstützung im Kampf um deutlich mehr Geld erwartet: Christian Seifert, dem Chef der Deutschen Fußball Liga. Dortmunds Geschäftsführer Joachim Watzke strahlte synchron mit Reinhard Grindel, dem ersten Anwärter auf den vakanten Posten des Präsidenten beim Deutschen Fußball-Bund, dessen Kandidatur er vor ein paar Tagen noch lauthals als vorschnell kritisiert hatte. Vor Beginn der DFL-Debatte gestern im Konferenzraum des Frankfurter Hotels Marriott herrschte eitel Sonnenschein.

Hinter verschlossenen Türen ging es wenig später ans Eingemachte. Groß gegen Klein, Alt gegen Neu, Oberhaus gegen Unterhaus. Wer kriegt was? Wie viel? Und warum überhaupt? Die Oberen der 36 Profiklubs aus Bundesliga und 2. Liga verhandelten die Verteilung der künftigen Erlöse, die aus der Vergabe der Rechte für Übertragungen im Fernsehen generiert werden. Sie feilschten und pokerten um Geld, um wie viel genau, das konnten sie keinesfalls wissen. Die von der DFL betriebene Ausschreibung für die TV-Rechte ab der Saison 2017/18 beginnt erst im neuen Jahr, spätestens im Frühsommer möchte Seifert dem Höchstbietenden den Zuschlag geben. In der laufenden Spielzeit erlöst die Liga 663 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende der Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, geht davon aus, dass in Zukunft mehr als eine Milliarde pro Saison zu erzielen sein müsste.

Der erste Verlierer stand relativ schnell fest. Auf der Versammlung wurde noch im Detail diskutiert, da drang nach außen, dass der FC St. Pauli seinen Antrag zurückzieht.

Der Hamburger Zweitligist hatte im Vorfeld der Sitzung gefordert, Werksklubs wie Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg sowie Vereine wie 1899 Hoffenheim, die sich im Besitz von Mäzenen befinden, aus der zentralen Vermarktung der DFL auszugrenzen. "Es war nicht der richtige Zeitpunkt für diesen Antrag", so befand St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig kleinlaut. Selbst die Bayern kamen keineswegs wie gewünscht zum Zug. Ihre Idee, sich zumindest im Auslandsgeschäft in Eigenregie vermarkten und damit den auch internationalen glänzenden Ruf des Klubs zu Geld machen zu können, fand in der Solidargemeinschaft der Spitzenklubs keinen Anklang.

Die Bosse der DFL machen vergleichsweise schnell und eindrucksvoll deutlich, dass es für sie keinen plausiblen Grund gebe, von der zentralen Vermarktung der Medienrechte abzurücken. "Wir haben unsere Einschätzung mitgeteilt, dass die Liga bei dem Thema ein einheitliches Bild abgeben soll", sagte Seifert nach der Versammlung. Er ermahnte alle Beteiligten, die Diskussion über einen Verteilerschlüssel erst zu führen, "wenn bekannt ist, wie hoch die nationalen und internationalen Erlöse des neuen TV-Vertrages sind". Er konterte damit auch Rummenigge, der vor dem Treffen mehrfach eine Veränderung der Verteilermechanismen gefordert hatte. "Es ist uns bisher immer gelungen, einen Verteilerschlüssel zu finden, der den unterschiedlichen Interessen gerecht wird", sagte Seifert.

Auch Reinhard Rauball, der Präsident der Liga und derzeit zudem Interimspräsident des DFB, forderte die Profiklubs auf, ihre aufrichtige Geschlossenheit zu zeigen. "Wir haben empfohlen, dass sich alle Beteiligten diszipliniert äußern", sagte Rauball. Die nächste Verhandlungsrunde gibt es spätestens, wenn der neue Fernsehvertrag und das darin vereinbarte Volumen in trockenen Tüchern sind.