Tübingen

Für jüdisches Leben und gegen Verschwörungstheorien

Klezmer-Klänge erfüllten den Marktplatz, in der Hütte gab es Kaffee und Kuchen. Das Laubhüttenfest Sukkot auf dem Tübinger Marktplatz am Sonntag erinnerte an den Auszug aus Ägypten, als das Volk Israel in provisorischen Hütten lebte – mit Ästen, Stroh und Laub gedeckt, unter freiem Himmel.

05.10.2020

Von and

Für jüdisches Leben und gegen Verschwörungstheorien

Im Gewölbekeller des „Treffpunkt Jesus Live“ wurde die Ausstellung „Nie wieder schweigen“ gezeigt. Am Nachmittag kamen Mitglieder der jüdischen Gemeinde Reutlingen vorbei, die coronabedingt ihr eigenes Laubhüttenfest abgesagt hatten. „Wir haben das Fest schon lange geplant“, berichteten Katarzyna Martinovic und Michaela Buckel vom Organisationsteam des Vereins Marsch des Lebens. Neben der Versöhnung will der Verein ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus. „Wir wollen jüdisches Leben in lebendiger Form zeigen“, sagte Martinovic. Zu schaffen machen ihnen derzeit Verschwörungstheorien, in denen beispielsweise Israel oder bekannte Juden wie der Milliardär George Soros für die Corona-Pandemie verantwortlich gemacht werden. „Da kommen alte Ressentiments wieder hoch“, sagte Buckel. „Krisenzeiten waren schon immer Hochzeiten von Antisemitismus und Judenhass.“ Auch diese Pandemie biete einen fruchtbaren Boden für Verschwörungsmythen. Martinovic berichtete, dass sie einen Gegner der Corona-Maßnahmen mit Davidstern und der Aufschrift „ungeimpft“ gesehen habe. Am Abend führte ein Marsch vom Synagogenplatz über die Gartenstraße und den Holzmarkt zum Marktplatz. Die Kundgebung stand unter dem Motto „Versöhnung statt Hass“. /Bild: Ulrich Metz