Erst rasieren, dann sanieren

Für die Bauarbeiten an der Burg Hohenzollern fielen einige Bäume

Forst-Spezialisten haben einen großen Gürtel Wald rund um die Burg Hohenzollern gerodet. Die Außenmauern müssen in den kommenden Jahren aufwendig restauriert werden.

19.01.2018

Von Roland Beck

Ratzekahl und fast völlig forstfrei war der Berg der Burg Hohenzollern in den frühen Jahren der Burg (hier noch im Bau, um 1860). Der Wald um den Stammsitz des Adelsgeschlechts wurde erst viel später aufgeforstet. Foto: Archiv Burg Hohenzollern

Ratzekahl und fast völlig forstfrei war der Berg der Burg Hohenzollern in den frühen Jahren der Burg (hier noch im Bau, um 1860). Der Wald um den Stammsitz des Adelsgeschlechts wurde erst viel später aufgeforstet. Foto: Archiv Burg Hohenzollern

Motorsägen kreischen, Bäume fallen im Minutentakt und werden von schwerem Gerät abtransportiert. Um die Burgmauern sanieren zu können, braucht es Platz, und dass es bald genug Platz gibt, dafür sorgt Förster Martin Neumaier, Revierleiter in der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern. Neumaier ist unter anderem zuständig für den 250 Hektar großen Bergwald rund um die Burg Hohenzollern, Privatbesitz des Fürsten von Hohenzollern.

„Wir schneiden einen 25 Meter breiten Gürtel entlang der Burgmauern frei, um das Gemäuer freizulegen, das saniert werden muss“, erklärt der
Forstingenieur. Burgverwalterin Anja Hoppe präzisiert: „Die äußeren Basteimauern weisen Schäden auf, die vor allem durch Feuchtigkeit beziehungsweise Wassersickerungen verursacht werden.“

Tatsächlich sind an der unteren Hälfte der bis zu zehn Meter hohen Sandsteinmauern ein dunkler, feuchter Streifen und Moos erkennbar. Da habe sich die Feuchtigkeit natürlich gut gehalten, da diese Stellen im Schatten der Bäume standen, erklärt Neumaier. Nun liegen die Mauern wieder im Licht und können trocknen.

Ein Mann für alle Fällungen: Forstarbeiter Valentin Dresely leistet ganze Arbeit am schwierigen Steilhang der Burg Hohenzollern. Oben erkennt man bereits die maroden Basteien. Bild: Beck

Ein Mann für alle Fällungen: Forstarbeiter Valentin Dresely leistet ganze Arbeit am schwierigen Steilhang der Burg Hohenzollern. Oben erkennt man bereits die maroden Basteien. Bild: Beck

Für die Sanierung müssen rund um die Mauern Gerüste aufgestellt und Mauerteile abgetragen werden. Das wird allerdings viel Zeit in Anspruch nehmen. „Wir sprechen bei den Sanierungsmaßnahmen, die auch die Auffahrtsanlage innerhalb der Burg betreffen, von einem Zeitrahmen von mindestens zehn Jahren und einer finanziellen Größenordnung im zweistelligen Millionenbereich“, so die Burgverwalterin.

Während der Fällarbeiten war die Burg geschlossen, denn entlang der Zufahrtsstraße an der Südseite wäre aus Sicherheitsgründen weder Fußgänger-, noch Fahrzeugverkehr möglich gewesen. Aber auch an der Nordseite muss gefällt werden. Und dort wird es knifflig – denn die Hangneigung beträgt zwischen 30 und 50 Grad. An solchen Stellen mit der Motorsäge zu arbeiten, ist schwierig und vor allem gefährlich.

Deshalb hat Förster Neumaier Felix Müller aus Rangendingen engagiert: Der 38-jährige Baumpfleger ist spezialisiert auf Fällungen an extremen Stellen und hat ein großes Team an Fachagrarwirten mitgebracht, die ausgebildet sind in Seilklettertechnik. Sie wissen um die Tücken in absturzgefährdeten Bereichen und um die Absicherung mit Arbeitsklettergurten.

„Es ist schon eine Herausforderung, am Zollerberg zu arbeiten. Das ist nicht alltäglich“, erklärt Müller. Nicht nur wegen der extremen Hanglage – auch eine punktgenaue Koordination im Vorfeld war notwendig. Schließlich kann die Burg nicht über einen längeren Zeitraum gesperrt werden. Da müssen etwa das riesige Rückefahrzeug für den Abtransport der Bäume oder der Minibagger mit Greifarm für die Räumarbeiten auf dem Fußweg termingenau zum Einsatz kommen. „Die Fällung rund um die Burg ist schon ein sehr großes Projekt. Aber es hört sich jetzt vielleicht schlimmer an, als es ist“, sagt Förster Neumaier: „Wir roden ja nicht den gesamten Burgberg.“

93.000 Buchen im 19. Jahrhundert gepflanzt

In den Jahrhunderten vor dem Bau der jetzigen Burg , also in der Zeit vor 150 Jahren, war der Berg fast völlig waldfrei, ein gänzlich kahler Kegelberg von 850 Meter Höhe. Erst mit der Fertigstellung der dritten Festungsanlage zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden 93.000 Buchen gepflanzt. Bis die ihre spätere Höhe erreicht hatten, wirkte die Burg sogar viel mächtiger, da die Monumentalarchitektur den Berg viel deutlicher prägte.

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Erstellt:
19.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 19.01.2018, 01:00 Uhr

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