Tübingen · Geschichte

Für die Aufarbeitung von Straßennamen

Zwei Tübinger Geschichts-Vereine empfehlen, die Eduard-Haber-Straße umzubenennen.

22.09.2020

Von ST

Die Geschichtswerkstatt und das Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus schlagen vor, die Anwohner der Eduard-Haber-Straße zu informieren und die Straßenumbenennung in Kiomars-Javadi Straße, wie es die „Fraktion“ vorgeschlagen hat, mit ihnen zu diskutieren.“. Archivbild: Andrea Bachmann

Die Geschichtswerkstatt und das Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus schlagen vor, die Anwohner der Eduard-Haber-Straße zu informieren und die Straßenumbenennung in Kiomars-Javadi Straße, wie es die „Fraktion“ vorgeschlagen hat, mit ihnen zu diskutieren.“. Archivbild: Andrea Bachmann

Die Geschichtswerkstatt und das Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus bedauern, dass die Stadtverwaltung derzeit kein Geld hat für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Hintergründe von Straßenbenennungen und sprechen sich für die temporäre Lösung aus, die Straßenschilder mit Erläuterungstafeln zu versehen.

Im Fall der Eduard-Haber-Straße wollen sie aber eine Ausnahme machen, denn die Historiker und Kulturwissenschaftler Michael Kuckenburg, Wilfried Setzler und Prof. Bernd Jürgen Warneken hätten bereits fundierte wissenschaftliche Vorarbeit in der Sache geleistet. Das schreiben die beiden Vereine, die sich mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Tübingens beschäftigen, in einer gemeinsamen Erklärung. Sie schlagen vor, die Anwohner der Eduard-Haber-Straße zu informieren und die Straßenumbenennung in Kiomars-Javadi Straße, wie es die „Fraktion“ vorgeschlagen hat, mit ihnen zu diskutieren. „Denn: Bei der Vergangenheitsbewältigung ist ein demokratischer Prozess wichtig“, schreiben sie. Nach den Erfahrungen mit der Umbenennung der Adolf-Scheef-Straße in Fritz-Bauer-Straße in den 2010er Jahren seien die Einwände von Einwohner/innen gegen Straßenumbenennungen bekannt.

„Andererseits sollte Kolonialisten, Rassisten und Nationalsozialisten nicht eine weitere Ehrung in unserer demokratischen Gesellschaft zugestanden werden“, schreiben sie. Die beiden Vereine begrüßen auch den von der SPD-Fraktion eingebrachten Antrag auf eine beratende Kommission aus Fachleuten und Beteiligten zum Thema Straßenumbenennung sowie die Realisierung einer fundierten Forschung zu problematischen Straßennamen.

Sie fordern, auch die anzweifelbaren Ehrenbürgerschaften der Stadt zu klären und zu diskutieren und nennen dabei Kurt Georg Kiesinger, Theodor Eschenburg und Paul Schmitthenner.