Notfalldienst

Für den Corona-Spezialfall

Niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen öffnen zur Entlastung der Kliniken sonn- und feiertags ihre Praxen. Von Ulla Steuernagel

09.04.2020

Von ust

Man habe es „holterdipolter hochgezogen“, und schon am ersten Wochenende habe es gut geklappt. Dr. Burkhard Lembeck knüpfte für Baden-Württemberg ein Netz aus niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen, die an den Sonn- und Feiertagen bis Ende Mai für Notfälle zur Verfügung stehen. Die Idee dahinter ist, die Kliniken zu entlasten und einen Teil des Infektionsrisikos, das in Corona-Zeiten auf dem medizinischen Personal lastet, zu übernehmen. Notfälle in Liegendtransporte werden auch weiterhin die Kliniken ansteuern. „Wir sind die erste Anlaufstelle für alle Notfälle, die noch gehen können.“

Der orthopädisch-unfallchirurgische Berufsverband (BVOU) initiierte diese Praxisöffnungen für den Corona-Spezialfall. Und, wie Lembeck stolz anmerkt, tun in Baden-Württemberg 40 Praxen diesen Dienst. Seit Wochen trommelt er als Vorsitzender des Landesverbandes für diese Idee zur Klinikentlastung und organisierte ein eng geknüpftes Netz von Kolleginnen und Kollegen, denn im Notfall darf der Weg zur Praxis nicht zu lange dauern.

Die Orthopäden verzeichnen zwar im Moment auch einen Rückgang in der Zahl ihrer Patienten. Aber, so versichert Lembeck, das sei nicht der Grund für diesen Service. Er sei ausschließlich als „Solidaritätsleistung gegenüber den Kliniken“ gedacht. Und die Überlegung war: „Wie können wir als Praxen unseren Beitrag leisten, um das Klinikpersonal zu schützen?“

Lembeck, der seine Praxis in Osterfildern betreibt und in Entringen lebt, bemerkt darüber hinaus momentan bei etlichen Patienten eine neuartige, ungewohnte Zurückhaltung gegenüber Klinik-und Praxisbesuchen, derzeit sei seine Praxis vor allem mit der Therapie akuter Schmerzen und mit Nachbetreuungen beschäftigt. Ob eine Behandlung wirklich dringend ist, das wird zunächst im Arzt-Patient-Gespräch telefonisch abgeklärt. Wer also glaubt, der Zeitpunkt sei jetzt günstig, die chronischen Nacken- oder Rückenschmerzen endlich zum Arzt zu tragen, der irrt. Klar würden, so Lembeck, akute Leiden behandelt, aber was schon länger auf ärztliche Begutachtung wartet, das wird auch jetzt keinen Soforttermin bekommen.

Wie überall, so sind auch bei den Orthopäden die Atemschutzmasken knapp. Über den Berufsverband und die KV wurden jedoch etliche FFP 2-Masken organisiert, so dass auch die niedergelassenen Ärzte sich schützen können, wenn ein Patient mit Fieber oder mit Covid-19-Infektion zum orthopädischen Notfall wird. Mit Schutzanzügen, Handschutzen und den normalen OP-Masken seien die Kollegen ohnehin gut ausgestattet. Es müsse also niemand bei akutem Gichtanfall die Zähne zusammenbeißen und den Arztbesuch in unbestimmte Zukunft verschieben.

Wie findet man die Notfallpraxen?

Für Unfälle, akute Schmerzen oder Verletzungen am Wochenende und an den Feiertagen öffnen während der Coronakrise auch niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen von 9 bis 15 Uhr ihre Praxen, um die Kliniken zu entlasten. Eine Facharztpraxis in der Nähe lässt sich über eine interaktiven Karte auf dem BVOU-Patientenportal finden. Mit der bundesweiten 116117.App des ärztlichen Bereitschaftsdienstes kann man auch per Smartphone die Übersicht über geöffnete nahegelegene Notfalldienstpraxen außerhalb der Praxis-Sprechstunden erhalten. Wer den Ort oder die Postleitzahl eingibt, wird ebenfalls zu der nächstgelegenen Notfallpraxis geleitet. Auch unter der Telefon 116 117 bekommt man die nötigen Infos.

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Erstellt:
09.04.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 31sec
zuletzt aktualisiert: 09.04.2020, 01:00 Uhr

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