Kommentar über die gesellschaftsolitische Verantung des Sports

Für Vielfalt, gegen Hass

intracht Frankfurt macht ernst in Sachen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Die Hessen werden ihrem Ex-Präsidenten Rudolf Gramlich wohl posthum die Ehrenpräsidentschaft entziehen.

25.01.2020

Von CARSTEN MUTH

Carsten Muth Foto: Volkmar Könneke

Carsten Muth Foto: Volkmar Könneke

EGrund: Der frühere Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft gehörte im Dritten Reich der Waffen-SS an. Gramlich diente im 8. SS-Totenkopfregiment des Hitler-Regimes. Zudem soll er als Unternehmer von Enteignungen jüdischer Kaufleute persönlich profitiert haben. Das alles haben nun von dem Fußball-Bundesliga-Klub in Auftrag gegebene wissenschaftliche Untersuchungen ergeben. Gramlich war von 1955 bis 1970 Präsident der Frankfurter. Er starb 1988. An diesem Sonntag sollen die Mitglieder des Vereins über den Entzug der Ehrenpräsidentschaft abstimmen.

Vorbildlich nennt DFB-Präsident Fitz Keller die Vorgehensweise der Eintracht. Der DFB-Boss meint damit wohl auch die Haltung, die dahinter steht. Sprich, dass der Sport seiner gesellschaftspolitischen Aufgabe gerecht werden muss, für Verständigung und Vielfalt einsteht, sich eindeutig gegen Rassismus und Diskriminierung stellt. Nun will auch der Deutsche Fußball-Bund prüfen, ob frühere Ehrungen wie die Goldene Ehrennadel und die DFB-Ehrenmitgliedschaft widerrufen werden können.

Am kommenden Montag jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal. Dieser Tag sollte daran erinnern, dass auch der Sport in der Pflicht steht: Die Verbrechen von Nazi-Deutschland dürfen niemals in Vergessenheit geraten.