Der Bota ist die Nummer eins

Für Tübinger Studenten sind abgelegene Grillplätze keine Alternative zum zentralen Park

Ob Wurst, Fleisch, Grillkäse oder Gemüse – Fakt ist: In Tübingen grillen viele gerne. Auch bei Studenten gehören gemeinsame Grill-Abende im Sommer inzwischen zur Tradition. Zum Wo und Wie gibt es unterschiedliche Meinungen – und bei Verstößen Bußgelder.

09.08.2016

Von Carina Speck

Von wegen Grillen ist Männersache. In Tübingens Altem Botanischen Garten heizen auch Frauengruppen außerhalb des Rasens handliche Einweg-Grills an. Bild: Janßen

Von wegen Grillen ist Männersache. In Tübingens Altem Botanischen Garten heizen auch Frauengruppen außerhalb des Rasens handliche Einweg-Grills an. Bild: Janßen

Tübingen. Rund um Tübingen laden über 40 Grillplätze zu Tagesausflügen und entspannten Abenden mit Freunden und Familie ein. Von der einfachen Feuerstelle bis hin zu Plätzen mit Schutzhütte, Bänken und Tischen ist dort alles vorhanden – sogar Spielplätze und Seilbahnen. Mitgebracht werden muss lediglich eigenes Grillgut und ein wenig Talent fürs Feuermachen. Perfekt also für alle Tübinger, die lauen Sommerabende in gemütlicher Runde und mit gegrillten Würstchen auf dem Teller ausklingen zu lassen? Nicht wirklich.

„Ich pilger‘ doch nicht extra nach Bebenhausen oder in den Schönbuch, wo einem erstmal zehn Rentner erklären, wie man richtig grillt.“ Bianca Mollenhauer sagt es deutlich: Die öffentlichen Grillplätze in der Tübinger Umgebung sind aus ihrer Sicht keine Alternative für Studenten, die einfach nur gemütlich mit Freunden „grillen und chillen“ wollen – ohne lange Anreise oder Schlepperei. „Für Familien mit Kindern sind diese Grillplätze sicherlich toll“, sagt sie. „Studenten aber brauchen legeres, gleichaltriges Publikum und eine entspannte Atmosphäre.“

Der Alte Botanische Garten (Bota) ist und bleibt die Nummer eins der 25-jährigen Englisch-Studentin, wenn es ums Würstchen-Brutzeln geht: „Grillen im Bota – das ist einfach schon studentische Tradition.“ Die zentrale Lage des Parks – mitten in der Stadt und direkt neben den Uni-Gebäuden – spielt dabei eine wichtige Rolle. „Sogar öffentliche Toiletten sind schnell zu erreichen“, sagt Mollenhauer lachend. „Ganz wichtig für uns Frauen.“ Und wenn das Bier aus ist, hüpfe man halt schnell rüber ins Nonnenhaus oder in den nächsten Bus zum Bahnhof.

Auch an der Steinlach im Süden der Stadt treffen sich immer mehr Gruppen junger Leute oder Familien zum Grillen. Nicht allen Anwohnern schmeckt das. Kritiker klagen über den Lärm und den zurückgelassenen Müll.

Im Grunde genommen hat die Stadtverwaltung nichts gegen dieses Freizeitvergnügen. Der Gebrauch von öffentlichen Grünflächen ist gesetzlich nicht eingeschränkt. „Wir verlassen uns darauf, dass die Leute vernünftig mit den Plätzen umgehen“, sagt Sabine Schmincke, die Leiterin der städtischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Lediglich die polizeiliche Umweltschutzverordnung schreibe vor, außerhalb zugelassener Feuerstellen kein Feuer anzumachen sowie Gegenstände aller Art ausschließlich in dafür vorgesehenen Abfallbehältern zu entsorgen. Zudem darf es zu keiner Verletzung der Grasnarbe kommen.

Billige Einweggrills ohne Beine sind dabei aber gar nicht gerne gesehen. „Zurück bleibt oft ein verkohlter Haufen Aluminium und ein Fleckchen Park, auf dem kein Gras mehr wächst“, sagt Rainer Kaltenmark vom städtischen Ordnungsamt. Daher verweist er auf die vielen schönen Grillplätze in Hagelloch, Bebenhausen oder dem Schönbuch. Falls es doch unbedingt die Tübinger Innenstadt sein muss, appelliert er an die Vernunft der Grillmeister: „Auch wenn der normale Zeitgeist ein anderer ist – das, was ich mitgebracht habe, muss ich auch wieder mitnehmen.“

Null Toleranz

auf der Platanenalle

„Meistens zeigen sich die Grillenden einsichtig“, so Schmincke. Gibt es dennoch Verstöße, werden diese angezeigt und als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld von 35 Euro geahndet. Außerdem müssen die Kosten für den Schaden übernommen werden. Im vergangenen Jahr lagen fünf Bußgeldverfahren vor, weil im Bota ein heißer Einweggrill auf die Rasenfläche gestellt und dadurch Rasen verbrannt wurde.

Wild-Grillern auf der Platanenallee wird allerdings mit keinerlei Toleranz begegnet. „Das ist eine gefährliche Stelle – hier brennt auch schnell mal ein Baum“, warnt Kaltenmark. Neun Mal wurden Grillfans 2015 zur Kasse gebeten, weil sie auf der Allee außerhalb zugelassener Feuerstellen ein Feuer gemacht haben. Für dieses Jahr liegen bisher noch keine Verfahren vor.

Auch Mollenhauer ist die Problematik, dass der Abfall liegen bleibt und der Rasen beschädigt werden kann, durchaus bewusst. Für sie ist das Ganze aber auch eine Frage des Preises. Ein Einweggrill belaste das Studenten-Budget nur mit etwa 3 Euro. Die mit Holzkohle gefüllten Aluminiumschalen gebe es dabei in nahezu jedem Supermarkt, sodass auch spontanen Grill-Parties nichts im Weg stehe. „Wenn dann jeder noch eigenes Grillgut und Getränke mitbringt, halten sich die Ausgaben wirklich in Grenzen“, sagt Mollenhauer: „Das ist für Studenten letztendlich das Ausschlaggebende.“

Zudem weist die Studentin auf die wenigen vorhandenen Mülleimer in öffentlichen Parkanlagen wie dem Bota hin. Diese seien oft total überfüllt. „Es denkt schließlich nicht jeder daran, eigene Müllbeutel mitzubringen.“ Das Fazit Mollenhauers zur angespannten Grill-Situation in Tübingen: „Feste Grillplätze im Bota – das wär doch mal eine Investition wert.“