Nationalmannschaften

Gehaltsunterschiede im Fußball: Frauen kassieren weniger

Die Turnierprämie für die Männer-Auswahl fällt wieder höher aus. Als Grund führt der DFB unterschiedliche Einnahmen und Umsätze an.

10.06.2022

Von Carsten Muth

Gehaltsunterschiede im Fußball: Frauen kassieren weniger

Frankfurt/Ulm. Zwei Nations-League-Begegnungen noch, dann ist auch für die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Sommerpause. Zwei Partien, die es durchaus in sich haben. Am Samstag (20.45 Uhr/RTL) steht der dritte Spieltag der Nations-League-Runde an. Dann gastiert die DFB-Elf der Männer in Ungarn. Am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) empfängt Deutschland in Mönchengladbacher Borussenpark Europameister Italien. Mit einem Sieg könnten die Schützlinge von Bundestrainer Hansi Flick die Gruppenführung übernehmen. Die Nations-League-Partien sind diesmal sportlich reizvoll, dienen sie doch der Vorbereitung auf die WM Ende dieses Jahres in Katar (21. November bis 18. Dezember). Sie ist das Highlight für die Männer in diesem Fußball-Jahr.

Die deutschen Fußballerinnen bestreiten heuer ebenfalls ein großes Turnier. Am 6. Juli beginnt in England die Europameisterschaft. Die DFB-Auswahl spielt in ihrer Gruppe gegen Dänemark, Spanien und Finnland. Das Weiterkommen ist keineswegs garantiert, die Weltspitze im Frauen-Fußball zusammengerückt. Derzeit bereiten sich die Spielerinnen von Bundestrainer Martina Voss-Tecklenburg auf dem brandneuen DFB-Campus in Frankfurt auf die Endrunde vor.

Mit der Spitze des Deutschen Fußball-Bunds haben die Frauen die Prämien für die EM bereits ausgehandelt, wie Verbands-Sportdirektor Oliver Bierhoff am Donnerstag im Trainingscamp der Männer in Herzogenaurach sagte. Demnach ist eine Angleichung der Turnierprämie für die Frauen-Nationalmannschaft an die der Männer-Auswahl aktuell nicht geplant. „Wir freuen uns auf die Frauen-EM“, meinte Bierhoff. „Die Prämie ist ein Rekord, aber reicht nicht an das heran, was die Männer bekommen.“ Als Grund führte der DFB-Direktor die unterschiedlichen Einnahmen und Umsätze bei Frauen- und Männer-Turnieren an.

Sollte das Team von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg im Juli den Titel holen, würde jede Spielerin 60 000 Euro erhalten. Zum Vergleich: Bei der Euro vor fünf Jahren hätte der Verband pro Spielerin 37 500 Euro ausgeschüttet. Für ihren WM-Triumph 2014 in Brasilien erhielten Philipp Lahn, Bastian Schweinsteiger und Co. die damalige Rekordprämie von 300 000 Euro pro Spieler. Für die WM in diesem Jahr in Katar ist noch kein Bonus ausgehandelt.

Andere Länder haben „Equal Pay“ bereits eingeführt. Norwegens Fußballerinnen etwa erhalten den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen. Im USA gilt die von den Spielerinnen hartnäckig erstrittene finanzielle Gleichbehandlung seit kurzem. Verband und Spielergewerkschaften haben einen entsprechenden Tarifvertrag beschlossen.

DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff kündigte an: Der Verband wird sich mit dem Thema weiter befassen. Der Ex-Nationalspieler verwies darauf, dass die Bedingungen für die Frauen-Auswahl inzwischen angeglichen seien. „Wir haben da schon angefangen, dass sie die gleichen Betreuerstäbe, die gleiche Ausstattung haben“, sagte Bierhoff. So wird sich die Frauen-Auswahl auch beim DFB-Partner Adidas in Herzogenaurach auf die Endrunde vorbereiten. „Wir machen alles, dass sie die gleichen Bedingungen haben und glauben aber auch, mit der Erhöhung der Prämien gezeigt zu haben, dass wir den Frauenfußball fördern wollen.“

Reus fällt aus, kein Kniefall in Ungarn

Nationalspieler Marco Reus hat sich in der Vorbereitung auf die Nations-League-Spiele gegen Ungarn einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel gezogen. Das teilte der DFB mit. Der 33-jährige von Borussia Dortmund hatte zuletzt mit einem Infekt zu kämpfen und verpasste die Partien gegen Italien und England (jeweils 1:1). Wie lange Angreifer ausfällt, ist unklar.

Die deutschen Nationalspieler werden vor dem Spiel am Samstag in Ungarn nicht wie zuletzt gegen England den Kniefall gegen Rassismus zeigen. „Nein, die Überlegungen gab es noch nicht“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. „Für Ungarn ist jetzt nichts geplant.“