Foxcatcher

Foxcatcher

Steve Carell spielt in dem Drama einen exzentrischen Multimillionär, der mit brachialen Mitteln sportlichen Erfolg erzwingen will.

02.02.2015

Von Dorothee Hermann

Ein Mensch, der nur den eigenen Körper als Kapital hat, spielt mit einem verdammt hohen Einsatz. Channing Tatum („Magic Mike?) gibt den Ringer Mark Schultz als Underdog, mit bullig auftrainiertem Körper und wuchtig vorgeschobenem Unterkiefer, ganz ohne seine gewohnte Netter-Junge-Attraktivität. Beim Training in einer Provinzhalle verrät auf den ersten Blick nichts sein Olympiaformat. Wie die schweren Körper aufeinanderprallen, hat bei aller suggerierten Brutalität auch etwas sehr Intimes. Erst im Nachhinein enthüllt Regisseur Bennett Miller („Capote?), dass der Trainer Marks älterer Bruder Dave (Mark Ruffalo) ist, ebenfalls Weltklasseringer.

Als sich der Milliardär John du Pont (grandios unterkühlt gespielt von US-Komiker Steve Carell in der Grusel-Rolle als Vielleicht-Psychopath) für Mark interessiert, gerät der in eine bizarre Welt. Das weitläufige Anwesen der Du-Pont-Dynastie samt den teuren Rassepferden der tyrannischen, aber wegen Gebrechlichkeit kaum mehr auftretenden Mutter (Vanessa Redgrave) scheint im ländlichen Pennsylvania eine Gesellschaftsform zu konservieren, die sich spätestens im 19. Jahrhundert überlebt hatte.

Den protzigen, aber sterilen Räumen voller Trophäen möchte John den Spitzenringer als Krönung hinzufügen ? um den angehäuften, toten Reichtum der eigenen Vorfahren mit einem lebenden Statussymbol zu übertreffen. Und wohl auch, um sich den Sohn zu schaffen, den der Einzelgänger, hinter dessen blasser, wie ausgelöschter Mimik ein Waffen- und Flaggenfetischist steckt, nie hatte.

Es ist gespenstisch mitanzusehen, wie der Star-Ringer mit der überwältigenden Körperlichkeit seiner erstarrten Umgebung immer ähnlicher wird ? bei nachlassender Kondition. Als der gestörte Tycoon kapiert, dass er Mark trotz maximaler Abhängigkeit nie vollständig kontrollieren kann, holt er auch Dave auf das Anwesen ? und entfesselt eine verhängnisvolle Psychodynamik. Als sich die Szenerie endlich weitet, weg von den klaustrophobischen Innenräumen, ist das kein gutes Zeichen.

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