Tübingen

Forschung: Das Maul der Schreckensechse

Wissenschaftler untersuchten die Schädelkonstruktion des Tyrannosaurus rex.

12.02.2019

Von loz

Der Tyrannosaurus rex besaß einen flexiblen Schädel. Foto: Senckenberg

Der Tyrannosaurus rex besaß einen flexiblen Schädel. Foto: Senckenberg

Der Schädel des fleischfressenden Jägers Tyrannosaurus rex war viel komplexer gebaut als bisher angenommen. Das entdeckten Forscher um den Biologen und Paläontologen Ingmar Werneburg am Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen. Seine Ergebnisse veröffentlichte das internationale Forscherteam jetzt im Fachjournal „Scientific Reports“. Die Arbeit von Werneburg sowie seiner Kolleginnen und Kollegen zeigt: Verschiedene Knochenmodule im Schädel des gewaltigen, ausgestorbenen Sauriers führten zu einer großen Flexibilität der Schnauze, die beim Zerlegen der Beute hilfreich und wichtig war. Tyrannosaurus rex bedeutet so viel wie König der Schreckensechsen – diesen Namen trägt das Tier auch aufgrund seines beeindruckenden Gebisses. Das Team um Werneburg nahm es genauer unter die Lupe, verglich Gebiss und den umgebenden Schädel des Tyrannosaurus mit denen anderer Landwirbeltiere. Dabei achteten die Forscher besonders auf so genannte Schädelmodule – also Knochen, die mit umliegenden Knochen eine bewegliche Einheit bilden. Das Ergebnis: Der Schreckenssaurier besaß die meisten solcher Module.

Daraus resultierte eine hohe Beweglichkeit seines Schädels. „Besonders überrascht waren wir von der Entdeckung eines oberen und unteren Schnauzenmoduls, welche sich wohl unabhängig voneinander bewegen konnten“, erklärt Werneburg in einer Pressemitteilung.

Er und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Nahrungsgewohnheiten des Tiers nach und nach zur Komplexität seines Schädels führten. Die Unterteilung in ein unteres und ein oberes Schnauzenmodul ermöglichte eine gewisse Flexibilität des zahntragenden Schnauzenteils. Dadurch konnte der Saurier präziser zupacken und Nahrung gezielt und mit großer Kraft aus der Beute herausreißen. Die Fähigkeit dazu, gepaart mit den in Zahntaschen stabil verankerten Zähnen sowie einer großen Ansatzfläche für eine kräftige Kiefermuskulatur an den Schläfen machten den Tyrannosaurus zum „idealen Fleischfresser“, so Werneburg.

Ein kräftiger Biss

Fossilien des Tyrannosaurus rex, dem einzigen bekannten Vertreter der Gattung Tyrannosaurus, wurden bisher in Nordamerika gefunden. Die Wissenschaft datiert sie auf die letzten drei Millionen Jahre der Kreidezeit – vor 68 bis 66 Millionen Jahren. Der mutmaßliche Jäger gehört damit zu den nicht-fliegenden Sauriern, die bis zum Massenaussterben der Dinosaurier die Erde bevölkerten. Weil es sich beim Tyrannosaurus um den vermutlich größten Fleischfresser seines Lebensraums handelte, gilt er für viele Wissenschaftler als klassischer Jäger, ein so genannter Prädator. Andere Forscher schätzen, dass er sich nur von Aas ernährte. Einen kräftigen Biss benötigte er in beiden Fällen.