Monza

Formel-1-Verkauf für Rennstrecken von Vorteil

Der Verkauf der Formel 1 steht unmittelbar bevor. Die Übernahme durch ein US-Medienunternehmen könnte ein Paradigmenwechsel für den Sport sein.

05.09.2016

Von SID

Monza. Die Nachricht von der Zeitenwende machte rasend schnell die Runde in Monza: Nach jahrelangen Spekulationen soll die Formel 1 nun ganz kurzfristig den Besitzer wechseln, ein Medienkonzern aus den USA werde schon morgen die erste Rate eines Milliarden-Deals überweisen. Das berichtete das Fachmagazin auto, motor und sport vor dem Großen Preis von Italien. Liberty Media heißt der Interessent. Ein Unterhaltungs-Unternehmen aus Colorado unter der Führung des 75-jährigen John Malone, das für insgesamt 8,5 Milliarden Dollar die Kontrolle übernehmen will. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bestätigte diese Pläne. Seit rund 40 Jahren leitet der kleine mächtige Mann die Geschicke der Serie, er wandelte die Formel 1 vom Schraubersport in ein internationales Premiumprodukt. Der Verkauf könnte nun das Ende seiner Ära bedeuten.

Der 85-Jährige selbst äußerte sich zu seiner Zukunft gewohnt nebulös. „Ich tue, was ich immer getan habe“, sagte er, „es ist meine Entscheidung, welche Rolle ich einnehme.“ Dieser Satz ist typisch für Ecclestone, denn mit der Realität nimmt es der stets taktierende Brite nicht immer genau. Schon jetzt ist Ecclestone lediglich der vom Mehrheitseigner CVC Capital eingesetzte Geschäftsführer der Formel 1 - bei einem Besitzerwechsel hätte er daher zunächst einmal wenig Mitspracherecht.

Sollte das Geschäft vollzogen werden, ist es unwahrscheinlich, dass Liberty Media das Schicksal der Formel 1 weiterhin in Ecclestones Hände legt. Denn die Situation wäre eine völlig neue: CVC, das derzeit rund 35 Prozent der Anteile hält, ist ein Investmentunternehmen ohne großes Interesse an der Entwicklung des Sports. Es will die Gewinne abschöpfen, und die sind riesig. Geht der Verkauf wie geplant über die Bühne, hätte CVC in zehn Jahren wohl mehr als sieben Milliarden Dollar an der Formel 1 verdient. Liberty Media dagegen ist ein Entertainment-Riese, der eigene Pläne verfolgen dürfte.

So würde John Malone die Vermarktung wohl grundlegend verändern und die Bewegtbildrechte zur mit Abstand größten Einnahmequelle machen – das wäre eine gute Nachricht für die angeschlagenen Rennveranstalter. Derzeit nämlich erzielt Ecclestone seine hohen Erlöse zu einem großen Teil aus den Millionen-Antrittsgagen, welche nicht nur den Hockenheimring ächzen lassen.