Zürich

Fifa fordert von Ex-Funktionären Entschädigung

Es ist ein Justizkrimi um rund 190 Millionen Dollar: Die Fifa sieht sich im Korruptionsskandal als Opfer und will Entschädigung von Ex-Funktionären.

17.03.2016

Von DPA

Zürich. Die Fifa holt in der Korruptionsaffäre zum juristischen Gegenschlag aus. Beim Versuch einer Imagekorrektur unter dem neuen Präsident Gianni Infantino fordert der Fußball-Weltverband von den Beschuldigten der US-Ermittlungen eine hohe Millionen-Entschädigung und erkennt erstmals einen Stimmenkauf bei WM-Vergaben an.

Der bei den amerikanischen Behörden eingereichte Antrag richte sich gegen 41 frühere Offizielle und Fußball-Funktionäre, teilte die Fifa mit. Darunter sind die ehemaligen Vizepräsidenten Jack Warner und Jeffrey Webb sowie die früheren Exekutivkomitee-Mitglieder "Chuck" Blazer und Ricardo Teixeira. "Die Fifa will das Geld zurück, und wir sind entschlossen, es zu bekommen, egal, wie lange es dauern wird", betonte Infantino. Die US-Behörden haben bislang bereits mehr als 190 Millionen US-Dollar (171,5 Millionen Euro) von Angeklagten beschlagnahmt - Geld, das die Fifa sich zurückholen will.

Der Weltverband geht aufgrund der Ermittlungen der US-Justiz und eigener Untersuchungen davon aus, dass die Beschuldigten mindestens mehrere Dutzend Millionen US-Dollar illegal via Bestechung, Schmiergeld oder anderer Korruptionsmechanismen umgeleitet haben. Der Ex-Fifa-Chef Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini, beide für sechs Jahre gesperrt, stehen nicht auf der Liste - sie sind nicht in den USA angeklagt.

Der Weltverband sieht sich als Opfer und kämpft darum, dass die US-Ermittler ihr diesen Status zuerkennen. Opfer eines Verbrechens können nach US-Recht von Verurteilten Entschädigung verlangen. "Die überführten Angeklagten haben ihre Positionen des Vertrauens, die sie bei der Fifa und anderen internationalen Fußball-Organisationen innehatten, missbraucht und haben der Fifa, ihren Mitgliedsverbänden und der Fußball-Gemeinschaft schweren und dauerhaften Schaden zugefügt", begründete Blatter-Nachfolger Infantino den Schritt. In dem 22-seitigen Schreiben gibt die Fifa erstmals öffentlich an, dass es bei den Vergaben der Weltmeisterschaften 1998 und 2010 zu Stimmenkauf gekommen ist. Es sei nun offenkundig, dass mehrere Mitglieder des damaligen Fifa-Exekutivkomitees ihre Position missbraucht und ihre Stimmen bei mehreren Gelegenheiten verkauft hätten, schreibt der Weltverband.