Tübingen · Nachruf

Fritz Dürr: Ein Feuerwehrmann wie aus dem Bilderbuch

Fritz Dürr, Ehrenkommandant der Tübinger Feuerwehr und Ehrenvorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, starb am Pfingstsamstag überraschend mit 89 Jahren.

08.06.2022

Von Moritz Hagemann

Fritz Dürr im Jahr 1997. Archivbild: Ulrich Metz

Fritz Dürr im Jahr 1997. Archivbild: Ulrich Metz

Ende Mai, beim Festakt zum 175-jährigen Bestehen der Tübinger Feuerwehr, war Fritz Dürr noch dabei. „Fit wie immer“, erinnert sich Michael Oser, Tübingens Kommandant. „Ha weisch“, habe Dürr immer gesagt, es zwicke und zwacke zwar ein bisschen, aber im Großen und Ganzen gehe es ihm gut. Bis zum Pfingstsamstag, als sich Fritz Dürr unwohl fühlte und einschlief. Er starb überraschend im Alter von 89 Jahren.

Man werde „keinen Feuerwehrmann finden, der so viel auf einmal getan hat“, sagt Oser. Doch der Reihe nach: 1952 trat Dürr in den Löschzug Lustnau der Tübinger Feuerwehr ein, den er später jahrelang führte (1963 bis 1972). Anschließend übernahm er bis 1994 als Kommandant die Abteilung Lustnau in seinem Heimatort. Danach wurde er zum stellvertretenden Kommandanten der Tübinger Wehr gewählt, was er bis 1998 blieb. Sein Wahlspruch: „Ein Feuerwehrmann hat mit 65 alt zu sein.“

Sonderabzeichen des Landes

Auch im Kreisfeuerwehrverband war Dürr eine Führungsfigur: von 1978 bis 1983 als stellvertretender Vorsitzender, dann bis 1998 als Vorsitzender. „Hätten wir nicht die Altersgrenze für aktive Feuerwehrangehörige per Satzung auch als Altersgrenze für den Verbandsvorsitzenden verankert“, schrieb das Magazin „Feuerwehr-Echo“ im Herbst 1998, „Fritz Dürr wäre wiederum problemlos für weitere fünf Jahre gewählt worden“.

Als er im Klosterhof von Bebenhausen in den Ruhestand verabschiedet wurde, „gab Dürr seinen Kameraden die Bitte mit auf den Weg, als Uniformierte in der Öffentlichkeit stets ordentlich und vorbildlich aufzutreten“, schrieb das TAGBLATT damals. Und zitierte ihn: „Meine Bemühungen, es allen recht zu machen, waren nicht immer von Erfolg beschieden.“

Recht gemacht hatte er es, was sich wie folgt ausdrückte: Von der Stadt Tübingen wurde Fritz Dürr zum Ehrenkommandanten und vom Kreisfeuerwehrverband zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Darüber hinaus hat Dürr zwei besondere Ehrungen erhalten: das Ehrenkreuz des Deutschen Feuerwehrverbands und das Feuerwehr-Ehrenabzeichen der Sonderstufe des Landes Baden-Württemberg. „Das bekommen nur ganz wenige“, weiß Oser. „Das wird im Jahr vielleicht einmal verliehen.“

Abschiedsparade für Fritz Dürr im Kloster Bebenhausen. Archivbild: Ulrich Metz

Abschiedsparade für Fritz Dürr im Kloster Bebenhausen. Archivbild: Ulrich Metz

Seine Berufung nahm Fritz Dürr auch in den Beruf mit: Bei der Egeria, für die er als Technischer Leiter tätig war, leitete er von 1971 bis 1998 auch als Kommandant die Werksfeuerwehr. An der Entwicklung der Infrastruktur im Unternehmen hatte Dürr einen großen Anteil. Bis zuletzt habe er privat viel geschrieben, erzählt sein Enkel Felix Dürr, sogar noch ein Buch über seine Egeria-Zeit. Auch habe er gerne und viel in seinem Garten in Lustnau geschafft.

Vizeweltmeister im Steinstoßen

Doch nicht nur bei der Feuerwehr und in der Firma hat Dürr Spuren hinterlassen, auch beim TSV Lustnau. Oft an der Seite der Hirneise-Brüder gewann er im Steinstoßen und Mehrkampf bis ins hohe Alter noch Deutsche Meisterschaften. 2004 holte Dürr, zwischenzeitlich für die Tübinger LAV aktiv, in der Altersklasse M70 die Vizeweltmeisterschaft: 4,95 Meter weit warf er da den 12,5-Kilogramm-Brocken.

Dürr sei „immer vorschriftsmäßig“ aufgetreten, „bestimmend, aber zuverlässig bis zum Gehtnichtmehr“, erinnert sich Peter Aicheler, langjähriger Vereinsvorsitzender des TSV Lustnau – bei dem Dürr nicht nur Ehrenmitglied war, sondern die Ehrennadel in Silber und die Leistungsnadel in Gold bekommen hatte. Erst 2019 wurde Dürr ausgezeichnet, weil er sein 55. Sportabzeichen abgelegt und so einen Kreisrekord aufgestellt hatte. Im Jedermannsport und in der Leichtathletik sei er mit Herzblut dabei gewesen, sagt Aicheler.

Im kommenden März wollte Dürr seinen 90. Geburtstag feiern, „im neuen Lustnauer Feuerwehrhaus, da war er beim Richtfest noch dabei“, erzählt Oser. Fritz Dürr hinterlässt seine Ehefrau Gerlinde, drei Kinder, sechs Enkelkinder (zwei davon sind bei der Feuerwehr Remmingsheim aktiv) und eine Schwester.

Info Die Trauerfeier ist am Freitag, 10. Juni, um 11 Uhr auf dem Friedhof in Lustnau.

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Erstellt:
08.06.2022, 15:32 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 08.06.2022, 15:32 Uhr

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