Ausbildung

Feuerwehr als Wahlfach

Eine Feuerwehrtechnische Grundausbildung bietet die Berufliche Schule Rottenburg (BSR) als Wahlfach an. Sie ist damit bundesweite Vorreiterin.

25.01.2018

Von Dunja Bernhard

Acht junge Männer der Rottenburger Berufsfachschule bekamen im Rettungszentrum eine Einführung in Technische Hilfeleistungen der Feuerwehr. Sie haben in diesem Schuljahr das Wahlfach Feuerwehrtechnische Grundausbildung belegt. Bild: Bernhard

Acht junge Männer der Rottenburger Berufsfachschule bekamen im Rettungszentrum eine Einführung in Technische Hilfeleistungen der Feuerwehr. Sie haben in diesem Schuljahr das Wahlfach Feuerwehrtechnische Grundausbildung belegt. Bild: Bernhard

Neun Schüler und eine Schülerin der zweijährigen Berufsfachschule Metall lassen sich in diesem Schuljahr zu Truppmännern und zur Truppfrau ausbilden. Für die Jugendlichen ist die Feuerwehrtechnische Grundausbildung ein Wahlfach auf dem Weg zur Mittleren Reife. Insgesamt 70 Stunden umfasst der praxisorientierte Unterricht in Feuerwehrtechnik und Erster Hilfe. 14-tägig kommen die Schüler ins Rottenburger Rettungszentrum. Warum haben sie sich für dieses Wahlfach entschieden?

Feuerwehr interessiere ihn, sagte der Bierlinger Adrian Avdullahi. Das Wahlfach Feuerwehr habe einen guten Ruf an der Schule, berichtete Jan Bisinger. Es beinhaltet zudem die Erste- Hilfe-Ausbildung. „Die hat man dann gleich für den Führerschein.“ Jannik Klein ist in der Wolfenhausener Jugendfeuerwehr. „Sonst kann man die Truppmann-Ausbildung erst mit 18 machen“, sagt er. Neben Ausbildung, Beruf oder Studium bleibt dafür wenig Zeit. Jannik Klein kann sie während in der Schulzeit machen.

Die Berufliche Schule Rottenburg war 2014 bundesweit die erste, die das Wahlfach Feuerwehr anbot. Initiator war Ilija Pilic. Der Stadtbrandmeister von Burladingen ist Metalltechnik-Lehrer an der Rottenburger Schule. Für dieses Pilotprojekt eine ideale Voraussetzung. Das Ehrenamt sollte gefördert und gestärkt werden, sagt er. Viele Feuerwehrabteilungen haben Nachwuchssorgen. Deshalb sollten jungen Aspiranten die Aufgaben der Feuerwehr näher gebracht werden. Die Jugendlichen erwerben im Wahlfach alle notwendigen Grundkenntnisse, lernen den Umgang mit Gerätschaften sowie lebensrettende Sofortmaßnahmen.

Hinterher mehr Verständnis

2014 mussten zunächst Voraussetzungen für die Kooperation zwischen Schule und Feuerwehr geschaffen werden. Die Schüler brauchten Dienstkleidung, Fahrzeuge mussten bereitgestellt und der Unterricht in den Stundenplan eingepasst werden. Mittlerweile hat sich alles gut eingespielt. Pilic stehen mit Gerätewart Wilfried Schmid und Georg Hartmann zwei erfahrene Feuerwehrmänner während des Unterrichts zur Seite.

Auch wenn nur jeweils zwei bis vier Schüler nach dem Abschluss der Grundausbildung zum Truppmann bisher in die Feuerwehr ihres Heimatorts eintraten, wertet Pilic das Projekt als Erfolg. Die Schüler haben hinterher mehr Verständnis für die Feuerwehr, sagt er. Sei es an einem Einsatzort oder wenn ein Arbeitskollege zu einem Einsatz gerufen wird. „Außerdem lernen die Schüler sehr viel Sozialkompetenz.“ Sie arbeiten in dem Wahlfach in der Gruppe. „Im Fach Metall ist viel Einzelleistung gefordert.“

Mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung schließen die Jugendlichen die Grundausbildung ab. Wer sie besteht, ist hinterher Truppmann. Stadtbrandmeister Peter Eisele betont: „Ich finde dieses Angebot gut und unterstütze es.“ Die Landesfeuerwehrschule hat dieses Projekt anerkannt. „Es ist ein Mehrwert für Rottenburg.“ Neben der Jugendfeuerwehr sei die Feuerwehrklasse eine wesentliche Säule der Nachwuchsgewinnung.

„Aber man darf auch nicht den Aufwand vergessen“, sagt er. Die Feuerwehrmänner Hartmann und Schmid unterrichten die Schüler ehrenamtlich. Die Rottenburger Wehr stellt die Kleidung zur Verfügung, Räume, Geräte und Fahrzeuge. Eisele wünscht sich mehr Unterstützung vom Schulträger, dem Landkreis.

Wichtig sei zudem, dass die Qualität der schulischen Ausbildung der der kreisweiten Grundausbildung entspricht. Man müsse sich Gedanken machen, wie die Situation verbessert werden könnte. „Der Schulträger sollte seinen Teil dazu beisteuern.“

Über 40 Schüler der Beruflichen Schule Rottenburg lernten seit 2014 im Wahlfach die Grundlagen der Feuerwehrausbildung. Im Juli 2017 schlossen erstmals Schüler der Philipp-Matthäus-Schule in Balingen erfolgreich die Ausbildung zum Truppmann ab. Die Balinger Schule hatte sich den Rottenburger Lehrplan als Vorbild genommen. Mit Tübingen und Calw wollen im kommenden Schuljahr zwei weitere Schulstandorte Feuerwehr-Klassen anbieten, sagte Pilic.

Schule stellt sich vor

Die Berufliche Schule Rottenburg lädt am Freitag, 26. Januar, von 14 bis 16 Uhr zu einem Informationsnachmittag ein. Die Schule bietet Abschlüsse von der Hauptschule bis zum Abitur. In den Berufsfachschulen erreichen die Absolventen nach zwei Jahren die Fachschulreife. Ebenso lang dauert de Ausbildung im Berufskolleg bis zur Fachhochschulreife. Das Berufliche Gymnasium kann nach drei Jahren mit dem Abitur abgeschlossen werden. Der Schwerpunkt aller drei Schularten liegt in Wirtschaft oder Technik. Nach einer kaufmännischen Ausbildung führt die Wirtschaftsoberschule in zwei Jahren zum Abitur. Über das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf kann der Hauptschulabschluss gemacht werden.