Klassik

Festspielhaus Baden-Baden: Große Pläne

Das Festspielhaus Baden-Baden unter Benedikt Stampa erfindet sich neu – mit einem Riesenprogramm.

19.11.2021

Von Jürgen Kanold

Zum Programm gehört eine Imagekampagne mit Fotos von Kai-Uwe Gundlach.  Foto: FSH

Zum Programm gehört eine Imagekampagne mit Fotos von Kai-Uwe Gundlach. Foto: FSH

Baden-Baden. „Angriff ist die beste Verteidigung“, sagt Benedikt Stampa, der Intendant des Festspielhauses Baden-Baden, ganz fußballerisch. Ohne  Corona-Hilfen der öffentlichen Hand wäre diesem rein privat finanzierten, von Sponsoren und einer großen Förderergemeinde getragenen Veranstalter in der Pandemie schon die Luft ausgegangen – aber mit viel Optimismus und neuen Ideen, mit einem neuen Konzept mache man das Festspielhaus fit für die Zukunft. Was im Wortsinne zu verstehen ist: Das Festspielhaus, das viele Stars der Klassik auf dem Spielplan hat, bündelt sein Programm nun verstärkt in Festspielen. 

Ganz neu ist das nicht. Es gibt ja zum Beispiel in der weltberühmten Kurstadt schon die Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker. Aber 2022 kommt da noch eine ganze Menge dazu, teils auch unter neuem Namen. Internationale Künstlerinnen und Künstler werden nun „Mit-Kuratorinnen und Mit-Kuratoren“. Die Festivals sollen Labor und Erlebnisraum sein – und natürlich das Publikum an den „Sehnsuchtsort“ Baden-Baden holen, gerne mehrtägig.

Partizipation heißt ein großes Stichwort, das junge Publikum feiert Anfang Februar ein „Take­over“-Festival. Die Pfingsfestspiele werden unter dem neuen Titel „Presence“ zur Residenz des SWR Symphonieorchesters, mit auch zeitgenössischer Musik. Im Juli laden dann Yannick Nézet-Séguin (der Musikdirektor der New Yorker Met) und das Chamber Orchestra of Europe zum Romantik-Festival „La Capitale d’Été“ ein – Baden-Baden nannte man im 19. Jahrhundert die „Sommerhauptstadt“ Europas.

Sehr europäisch sind dann auch die Herbstfestspiele im November 2022 mit Thomas Hengelbrock und Teodor Currentzis („Tristan und Isolde“ konzertant) unter dem Titel „La Grande Gare“ programmiert. Nicht zu vergessen das Tanzfestival „The World of John Neumeier“ oder der „Russische Winter“ zur Weihnachtszeit nicht nur mit dem Ballett des Mariinsky-Theateras aus St. Petersburg. Es ist tatsächlich ein klassischer, torhungriger Sturmlauf, den Stampa verspricht. jük