Felix, der Große

Kommentar über das Karriereende von Felix Neureuther

Ein Olympiasieg? Blieb ihm trotz Riesentalents ebenso verwehrt wie ein Einzeltitel bei einer WM. Und doch ist Felix Neureuther ein ganz Großer geworden.

18.03.2019

Von Carsten Muth

Was nicht nur an der sportlichen Klasse dieses außergewöhnlich guten Skifahrers lag, sondern auch am Menschen. Wo der heute 34-Jährige auch in seiner 16 Jahre andauernden Karriere auftrat, was ihm auch widerfuhr – schwere Verletzungen, viele Operationen, ein Autounfall kurz vor den olympischen Spielen in Sotschi, nach triumphalen Siegen oder schmerzhaften Niederlagen im Weltcup: Neureuther blieb stets freundlich und verbindlich, vor und abseits der Kamera. Ein Athlet, den selbst Konkurrenten wie der österreichische Alles-Gewinner Marcel Hirscher einen beeindruckend feinen Kerl nennen.

Keine Frage: Da ist am Sonntagnachmittag beim Weltcup-Saisonfinale jemand ins Ziel gefahren, den man einfach mögen muss. Auch deshalb, weil Neureuther trotz Höflichkeit und guter Kinderstube eben kein weichgespülter und floskelnproduzierender Profi war. Vielmehr präsentierte sich das Slalom-Ass aus Garmisch-Partenkirchen als mündiger Fahrer. Einer, der sich seiner Verantwortung fürs große Ganze bewusst war, nicht davor zurückschreckte, sich – wie kürzlich geschehen – mit dem Deutschen Ski-Verband auch mal öffentlich anzulegen.

Mit Felix Neureuther verlässt das Gesicht des deutschen Skisports den Rennzirkus. Der 34-Jährige ist nun das, was seine berühmte Mutter Rosi Mittermaier seit mehr als vier Jahrzehnten ist – eine Legende.