Kommentar

Feigenblatt erkauft

Caroline Strang über die „Freiwillige Selbstverpflichtung“ der Werbewirtschaft, auf Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, zu verzichten.

13.04.2021

Von CAROLINE STRANG

Ulm. Hin und wieder scheint es, als tauge der Begriff „Freiwillige Selbstverpflichtung“ zum Unwort des Jahres. Dabei ist die Idee dahinter gut, sie setzt auf gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Am Ende zählt aber oft nur das Geschäft, die Selbstverpflichtungen sind das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben sind.

Leider gilt das auch für die nun verschärften Regeln der Werbewirtschaft für Kinder-Reklame. Viele Hersteller haben sich schon 2007 bereit erklärt, die Werbung für Lebensmittel, in denen viel Zucker und Fett stecken, einzuschränken. Passiert ist nicht viel, wie Studien zeigen. Auch kleine Kinder werden mit Schokoladenwerbung konfrontiert, die eindeutig ihnen gilt.

Der Werbeverband ZAW schiebt die Verantwortung den Eltern zu. Natürlich ist es vorrangig deren Aufgabe, ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung vorzuleben, in der auch Süßigkeiten ihren Platz finden können. Doch auch die Werbewirtschaft trägt Verantwortung.

Dass Ministerin Klöckner deren Manöver als Erfolg deklariert, ist peinlich. Sie droht, wie schon so oft, mit Gesetzen, sollte es nicht funktionieren. Allein: Es funktioniert seit 14 Jahren nicht. Diejenigen Konzerne, die es mit den Regeln nicht so genau nehmen, haben sich mit ihrer Unterschrift nun ein wunderschönes Feigenblatt erkauft.