Tübingen

Fauler Handel

Der Gemeinderat hat beschlossen: Das Universitätsklinikum Tübingen und die Universität erhalten Platz für Erweiterungen. Dafür wird der Steinenberg strenger geschützt als bisher („Kompromiss von Forschung und Umwelt“, 20. Dezember).

28.12.2017

Von Michael Sprick, Tübingen

„Kompromiss von Forschung und Umwelt“? Der Gemeinderat hat am 18. Dezember mit großer Mehrheit dem neuen Flächennutzungsplan für die Erweiterungsflächen des UKT zugestimmt. Die Bürgerinitiative Käsenbachtal sieht keinen Kompromiss, sondern einen unrechten und faulen Handel um wertvolle Naturflächen. Die Zerstörung des Käsenbachtals soll der Preis für die Freihaltung des Steinenbergs sein. Ein Keil wird bewusst zwischen die Tübinger Naturschützer getrieben.

Die Schutzgüter des Käsenbachtals werden zu Lasten der Bürger missachtet und ihr Wert für Mensch und Tier ignoriert: Naherholung = Ruhe und Kühle an heißen Sommertagen, Klima = Kaltluft, Zirkulation und Staubfilterung durch innerstädtische Wiesen, und die Vielfalt an Landschaft (Bachklingen, Wald, Streuobstwiesen, Weinberge mit Trockenmauern), die einem großen Artenreichtum Zuflucht bietet. Palmers „Grünrechnung“ ist ein Versuch, Unrecht als grüne Leistung darzustellen. Unrecht weil die Entwicklungsflächen auf der Grundlage eines Rahmenplans erstellt wurden, der nie von unabhängiger Seite überprüft wurde. Unrecht, weil es „Ausgleich“ für Baumonster von 20 000 Quadratmeter Nutzfläche in diesem sensiblen kleinen Talraum nicht geben wird. Unrecht, weil eine tiefergehende artenschutzrechtliche Untersuchung im Kontext des Käsenbachtals verhindert wurde.

Ein zukunftsweisendes nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept sieht anders aus – wenn Biotopentwicklung und -Vernetzung und innerstädtische wertvolle Grünverbindungen zerstört werden, anstatt sie zu fördern!